In Zeiten des stets wachsenden digitalen Konsums wird eines immer seltener – der Griff zu physischen Objekten, wie einem Buch. Auch wenn der dänische Spielwarenhersteller selbst immer mehr versucht „digitaler“ zu werden, sei es im Themenbereich Hidden Side oder die neuen Technic-Steuerungen mit Control+, so besinnen sie sich in ihrer beliebten Modularhaus-Reihe auf einen alten klassischen Buchladen.
Schon beim letztjährigem AFOL X-Mas Dinner im LEGO House Billund konnte ich ein Vorab-Modell des Sets bestaunen, welches vom Designer Wes Talbott (im farblich passenden Hemd) als Überraschung präsentiert wurde.
Der ein oder andere Leser wird das Set sicher schon sein Eigen nennen können, aber vielleicht sind einige noch unentschlossen oder es wird noch auf den Rabatt im freien Handel gewartet. Ich möchte deshalb heute das neue Set (erhältlich seit 01.01.2020) in diesem Review etwas genauer unter die Lupe nehmen und herausfinden, ob sich ein Kauf lohnen würde.
Ein Dank vorab
Dieses Set wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt von brickmerge.de, der Preisvergleichsseite für LEGO® Sets. Den aktuellen brickmerge Bestpreis für dieses Set findet ihr hier: 10270. Dort könnt ihr euch auch einen Preis-Alarm für das Set einrichten, dann werdet ihr sofort informiert, wenn das Set zu eurem Wunschpreis angeboten wird.
Fakten zur Buchhandlung
- Set-Nummer: 10270
- Thema: Creator Expert
- Bezeichnung: Bookshop (Buchhandlung)
- Teilezahl: 2504
- Erscheinungsjahr: 2020
- Empfohlenes Alter: 16+
- UVP: 159,99 Euro
- Preis pro Teil: 6,4 Cent
Die Verpackung
Gegenüber der LEGO Creator Expert Eckgarage (10264) aus dem letzten Jahr, ist der Karton wieder etwas geschrumpft auf 58 x 37 x 10 cm. Damit hat der Karton, zumindest in Breite und Höhe, wieder die standardmäßigen Maße der Jahre davor. Beim Design wurde diesmal Wert auf eine herbstliche Abendstimmung gelegt, was ich rein optisch wirklich gelungen finde und wodurch das Set im Regal sofort heraussticht. Die Rückseite der Box zeigt die obligatorischen Details, sowie die Vorgängermodelle, wie man es gewohnt ist.
Eine kleine Besonderheit bei den LEGO Creator Expert Sets bleibt die detaillierte Auflistung aller Teile am Rand des Kartons, so weiß man nicht erst am Ende der Bauanleitung, welche Teile dem Set beigelegt wurden.
Der Inhalt
Nach dem Durchtrennen der Siegel fallen insgesamt 18 nummerierte Plastiktüten aus dem Karton. Dieser ist damit ganz gut gefüllt und keine Mogelpackung. Es gibt acht Baugruppen, wobei die ersten vier zum Buchladen und die restlichen vier zum Stadthaus gehören. Fairerweise gibt es neun große Beutel für jedes Haus.
Dieses neue Modularhaus hat eine Besonderheit, es steht auf zwei 16×32 – nicht wie üblich auf einer 32×32 noppenstarken Grundplatte. Das Prinzip gab es bereits 2011 beim Petshop (10218) – und in ähnlicher Form beim Stadtleben (10255) aus dem Jahre 2017. Ebenfalls dabei liegen separat ein paar größere Platten, welche für die oberen Stockwerke als Boden dienen.
Die Bauanleitung
Eine kleine Überraschung bot für mich die Bauanleitung – sie ist zweigeteilt. Für jedes der beiden Hausteile gibt es eine extra Anleitung. So kann und darf hier auch bequem zu zweit gebaut werden – jeder das Haus, was er gern bauen würde. Ich finde die Idee sehr gut.
Eine weitere Überraschung war für mich die Anzahl der Seitenstärke für die beiden Hefte. Normalerweise ist es schon Gewohnheit, dass bei Sets mit vielen Einzelteilen ein dicker Schmöker enthalten ist. So werden für den Buchladen „nur“ 155 Bauschritte auf 114 Seiten benötigt …
… und für das angrenzende Stadthaus sogar nur 128 Bauabschnitte auf 94 Seiten. Damit werden im Schnitt 8,8 Einzelteile pro Bauabschnitt verbaut. Klar gab es auch hier und da mal nur ein oder zwei Teile, die benötigt wurden, aber im Großen und Ganzen schafft man ordentlich was weg und das ergab bei mir wieder mal einen vernünftigen Bauspaß.
Die Minifiguren der Buchhandlung
Dem Set liegen fünf Minifiguren bei. Wie schon seit dem American Diner (10260) gewohnt, haben diese keinen klassischen Smiley mehr, sondern dürfen sich mit den Gesichtsausdrücken, mal mehr oder weniger, frei entfalten. Ein bisschen Zubehör wurde ebenfalls dazu gelegt.
Beginnen wir mit dem Buchhändler und seinen schnittigen Hosenträgern, sowie seiner umschwärmten Kundin, für die er auch gleich eine kleine Blume parat hält. Ein kleines erstes Highlight in dem Set ist der bedruckte Buchdeckel mit Moby Brick. Darin enthalten eine 1×2 Fliese mit dem Aufdruck Once upon a time.. – die es erstmalig 2016 in das Disney Castle (71040) schaffte. Die Frisur der Dame gab es bisher nur bei einer Tanzlehrerin aus der Minifiguren Serie 17 in dark orange – nun also auch in schwarz!
Als nächstes gibt es einen kleinen Jungen (kurze, unbewegliche Beine) mit einem gebauten Propellerflugzeug. Der Schal taucht in diesem Set erstmals in der Farbe lime auf.
Ein kleines „Easter Egg“ sind die nächsten und letzten beiden Minifiguren. Diese sind angelehnt an die Eltern des Designers Wes Talbott, der für das Set hauptverantwortlich war. Neue Elemente finden sich hier aber nicht wieder.
Der Aufbau
Die Buchhandlung
Begonnen wird im ersten Heft mit dem Namensgeber des Sets – dem Buchladen. Der Boden ist im Erdgeschoss dabei mit drei verschiedenen Fliesenarten ausgelegt. Die Farbe bright light yellow hat es also nicht nur in den neuen LEGO Creator Expert Fiat 500 (10271) geschafft, sondern sogar als ein neues Farbelement als 2×2 Fliese in den Buchladen. Bereits vor der Eingangstür erwartet dem Bücherkäufer das erste Regal, gefüllt mit diversen Wälzern. Die bereits oben genannte Once upon a time.. Fliese findet sich auch hier noch einmal wieder. Ebenfalls wird die Baumabgrenzung (unter anderem aus schwarzen Würstchen) für die spätere Birke gebaut. Bereits am Boden liegen die ersten Herbstblätter – das Gelb ist dafür eine bisher exklusive Farbe. Im Innenbereich findet auch ein Tresen samt Kasse Platz.
In diesem Review möchte ich euch nicht nur kurze Einblicke in die fertigen Elemente der Häuser zeigen, sondern ich habe auch hin und wieder das Gebaute für euch teilzerlegt, um dem ein oder anderen interessierten „MOC’er“ die Ideen hinter den einzelnen Bauwerken näher zu bringen.
So entstehen schmale Bücherregale, der Treppenaufgang, der sich in dieser Art durch das ganze Gebäude ziehen wird, oder auch das Hochregal, ebenfalls vollgestopft mit bunten Druck-Erzeugnissen.
Nachdem die einzelnen Elemente gebaut sind, werden sie an die dafür vorgesehenen Plätze gesteckt. Damit ist im Prinzip das Innenleben des Erdgeschosses fertig. Anschließend werden die Seitenwände in die Höhe gebaut.
Damit es nicht so zugig wird, darf auch die Vorderseite noch verkleidet werden. Zwei große Fenster und eine Eingangstür entstehen. Grüne transparente Elemente sind nette Details, sowie ein runder gebauter Bogen zur Zierde der Eingangstür. Die Bögen über den Fenstern sind handelsübliche Kotflügel, wie sie in LEGO City oft verwendet werden.
Wie bei den Modular Häusern gewohnt, gibt es auch in diesem Set keinerlei Sticker. Alles ist bedruckt. So sind auch die 2×4 Fliesen über den Eingang in einem schicken metallic gold bedruckt – und als sei das noch nicht genug, sind sogar die 1×1 Fliesen rechts und links in diesem Farbton gehalten.
Beim Bauen der Außenwände hatte ich mich noch gewundert, warum diese so hoch sind, die Erklärung kommt jetzt mit der kleinen Zwischenetage, in der es auch noch ein bodentiefes Bücherregal gibt.
In der zweiten Etage des Buchladens entsteht eine kleine Leseecke. Ein dicker schwarzer Sessel, eine Leselampe, ein kleiner Teppich und eine große Standuhr dürfen nicht fehlen. Auch eine kleine Terrasse mit Sitzmöglichkeiten ist vorhanden.
Damit ist auch das zweite Modul schnell fertig gebaut – eine weitere Treppe führt nun noch zum Dachgeschoss des Hauses.
Ganz oben angekommen, erwartet uns ein Bett mit einer netten Idee des Bettgestells, wovon schlussendlich aber nicht mehr viel zu sehen ist und ein kleines Terrarium mit einem Chamäleon – in einer neu colorierten Version. Ob nun der Buchladenbesitzer hier sein Nickerchen hält oder der Besucher sich zur Ruhe legen darf, weiß ich leider nicht. Eine Gästetoilette ist aber jedenfalls im gesamten Gebäude nicht anzutreffen.
Da sich das Chamäleon seiner Umgebung farblich anpassen kann, hat sich der Designer den Gag erlaubt, das Tier in die Farbe der Bettdecke zu tunken, so dass es sich bei einem Freigang perfekt tarnen kann. Nun, ich hab es ausprobiert und eine ganze Weile gebraucht, um es wieder einzufangen.
Der Dachbodenausbau geht schließlich an der Vorderseite weiter, wo neben den Fenstern und Dachsteinen auch einige Dekoelemente angebracht werden.
Verschiedene Fliesen geben dem Äußeren den nötigen Schwung. In Kombination mit den ersten zwei Modulen sieht es doch schon sehr ansehnlich aus. Allerdings fehlt nur der finale Abschluss des Hauses, denn das Schlafzimmer ist doch noch etwas luftig.
Ein großes, einzelnes Dachelement wird gebaut und kann anschließend aufgelegt werden. Nun ist der Buchladen komplett geschlossen.
Einige der Modularhäuser erhalten, neben der obligatorischen Laterne, auch etwas Grünzeug für den Gehweg. Der Buchladen bekommt dabei etwas besonderes, wie ich finde – eine Birke. So entstand wohl auch der Name des Buchladens „Birch“ (zu deutsch: Birke), wobei die Frage ist, was war zuerst, die Birke oder das Ei. Jedenfalls fand ich es für die Technic-Röhren noch nie passender, seit Einführung der Schlitze, das sie eben genau diese haben. In Kombination mit den schwarzen Pins geben diese eine schöne und typische Birkenrinde wieder. Allerdings hatte das Vögelchen mit seiner neuen Farbe in dark azur wohl zuviel Einfluss auf die Rinde, denn hier und da wurde doch wieder etwas Blaues verwendet. Allerdings können die Technic-Röhren auch so gedreht werden, dass man diese nicht mehr sieht.
Nun also noch das Bäumchen mit dem Vogelnest in das bereits am Anfang gebaute Behältnis stecken und das erste Anleitungsheft ist abgeschlossen.
Das Stadthaus
Beim zweiten Gebäude wird mit einem Keller begonnen. Im Außenbereich entsteht ein Beet vor dem Fenster und die Vorbereitung für die Treppenkonstruktion.
Die eben genannte Konstruktion ist dabei recht interessant gestaltet und führt die Treppe in einem 45° Winkel um die Ecke. Die verzierten Geländerelemente in schwarz sind ebenfalls für das Set neu eingefärbt erschienen.
Neben der Treppe und der Laterne auf der Vorderseite wird auf der Rückseite noch ein weiterer einfacher Treppenaufgang gebaut, sowie ein kleines Gemüsebeet mit einem fetten Kürbis angelegt. Im Inneren des Kellers ist Platz für eine mobile Leiter, eine Werkbank und für eine pfiffige Mausefalle, die mir sehr gut gefällt. Mit dem Abschluss der weißen Fliesen auf der Mauer ist auch das erste kleine Keller-Modul schon vollendet.
Weiter geht es in die Hochparterre des Stadthauses – und hier gibt es auf engstem Raum wirklich viel zu sehen, was mich positiv überrascht hat. Schlussendlich ist dieser Raum sogar mein persönliches Highlight vom ganzen Set. Für die nötige Wärme des Raums sorgt ein großer Kamin, der bündig in die Außenwand eingemauert wird.
In diesem kleinen Raum ist wirklich eine Menge los.
Neben dem großzügigen Kamin findet sich ein alter Holzschrank mit netten Verzierungen und ein paar Konserven im Inneren. Ein Tisch mit Gedeck und Tageszeitung ist ebenso vorhanden, wie eine Liege direkt am Fenster, um auch dort in Ruhe ein Buch lesen zu können. Als Fan von Segelschiffen begeistert mich auch immer wieder das kleine Bild auf der 2×2 Fliese – wenn es schon keine neuen coolen Segelschiffe mehr gibt.
Auf der anderen Seite des Raums ist ein Treppenaufgang mit einem angedeutetem alten Holzgeländer, mit einer kleinen Pyramidenspitze am Ende – sehr schönes Detail. An der Wand hinter der braunen Kellertür ist eine kleine Garderobe, an der Hagrids Zauberstab und der Hut von Dr. Alan Grant hängen. Allerdings lässt sich die Kellertür bei angehängtem Hut nicht mehr vollständig öffnen.
Außen geht es anschließend weiter mit dem Einbau des Erker-Fensters. Wie auch schon in anderen modularen Häusern wurde eine gewölbte Variante gewählt. Zum Einsatz kommt wieder ein Element in neuer Farbe – das 1x2x3 große Fenster in medium azure. Die Säulen zwischen den Fenstern sind aus den noch recht neuen Kerzenelementen gebaut – natürlich ohne die Flammen. Eine passende Eingangsbeleuchtung darf natürlich auch nicht fehlen. Eine Klingel oder ein Briefkasten wird es dagegen nicht geben.
Damit wäre das zweite Modul auch schon fertig und in Kombination mit dem Keller ein dunkeltürkiser Blickfang – oder wie es bei LEGO in der Farbpalette heißt: bright bluish green.
Apropos bright bluish green – die Hausnummer 107 des Stadthauses ist nicht irgendwie gewählt, sondern ist eben genau die ID-Nummer der LEGO Farbpalette für das Dunkeltürkis. Als Deko dienen hier ebenfalls wieder neu eingefärbte 1×1 Spitzdach-Elemente in weiß. Auch die umgedrehte Bauweise zur Ummantelung des dunkelblauen Daches ist hier clever gelöst.
Bevor es aber mit weiteren dunkelblauen Dachelementen weitergeht, wird noch ein riesiges Bett gebaut plus einer passenden Kommode. Auch hier wurde das Design von klassischen alten Holzmöbeln fortgesetzt.
Im Außenbereich wird ebenfalls wieder mit den Kerzenelementen eine schmale Säulenkonstruktion geschaffen, die sich elegant neben die jeweiligen Fenster setzt. Der Innenbereich erhält noch eine Lampe (als Fuß dient ein Minifiguren-Kopf in pearl gold), eine kleine Blumenvase und ein Bild an der Wand.
Nun darf das dunkelblaue Dach mit seinen zahlreichen Schindeln folgen. Die Bauweise ist dafür recht schlicht, aber effektiv gehalten. Zwei weitere kleine Farbtupfer in dark orange als Schornsteine bilden den Abschluss.
Während die Front des Hauses bereits vollendet ist, fehlt es auf der Rückseite noch an Vollständigkeit – ähnlich wie beim Buchladen.
Auch hier ist der Designer den neuen Weg gegangen und hat noch ein extra Modul geschaffen, so dass es von hinten fast wie ein Puppenhaus wirkt, wenn das Modul entfernt wird. Mit dem Aufsetzen der letzten zwei dunkelgrauen 1×16 Steine ist das Bauerlebnis von über 2.500 Teilen aber jetzt beendet.
Das fertige Modell
Beide Häuser können nun erst einmal zusammengestellt werden.
In Kombination mit den Minifiguren kann der Szenerie nun Leben eingehaucht werden. Die Rückansicht ist wie bei den meisten Modular-Häusern schlicht und funktional. Die Details bleiben doch eher an der Vorderseite des Gebäudes.
Die einzelnen Module noch einmal im Überblick:
Wie bei jedem Set bleiben am Ende noch ein paar Kleinigkeiten übrig – diese Masse an Teilen habe ich allerdings nicht erwartet und ähnelt schon fast den Ausmaßen vom LEGO Ninjago City (70620) Set – viele verbaute Kleinteile ergeben viele Ersatzteile: 86 sind es beim Buchladen.
Mein Fazit
Ich muss zugeben, ich hatte bei der Setvorstellung nicht gleich den WOW-Effekt, wie zum Beispiel beim LEGO 1989er Batmobil (76139), oder dem LEGO Creator Expert Ford Mustang (10265), aber das Bauen hat dann überzeugt und ich bin angetan von dem Set. Nette Details und tolle Bauideen – das einzige woran ich mich dennoch gewöhnen muss, ist die außergewöhnliche Farbe des Stadthauses, vor allem direkt neben der Buchhandlung, aber zum Beispiel in der gemischten Kombination mit dem Pet Shop (10218) gefällt es mir wiederum sehr gut.
Zwar wurden keine komplett neuen Teile integriert, dafür das ein oder andere Element in einem neuen Farbtopf getunkt. Beim Bauen kam keine Langeweile auf und irgendwie war dann der Spaß schon zu schnell wieder beendet.
Auf engstem Raum wurden viele Details rausgeholt, mehr ist sicherlich immer schön, aber dann sollte auch beachtet werden, dass wieder deutlich mehr Teile benötigt werden, was den Preis wieder in die Höhe treibt. Einzig auf dem Hinterhof des Buchladens hätte ich mir noch eine klassische Mülltonne oder ein anderes kleines Detail gewünscht.
Was meint ihr zu dem Set – habt ihr es schon gebaut? Wie gefällt euch die außergewöhnliche Gebäudefarbe des Stadthauses? Schreibt es gern in die Kommentare.