Desoxyribonukleinsäure. Dieses Wort allein zu schreiben stellt so manchen vor eine Herausforderung. Doch nicht nur in orthographischen Belangen kann die DNA eine echte Zumutung sein – jeder wird sich mit Qualen an die Zeit im Bio-Leistungskurs erinnern, als man sich die komplexe DNA-Struktur einprägen und verwirrende biochemische Genprozesse pauken musste.
Dabei geht ohne die DNA gar nichts. In diesem schraubenartigen Molekül sind alle Erbinformationen gespeichert, die uns zu den Menschen machen, die wir sind, samt unserer Talente und Schwächen. Den Designer und LEGO-Fan LegoDNA hat dieser Umstand seit jeher fasziniert. Da lag es für ihn nahe, die DNA nachzubauen und auf LEGO Ideas ins Rennen zu schicken. Nach knapp zwei Jahren bekam sein Modell nun die nötigen 10.000 Stimmen zusammen und hat damit die Chance, als LEGO Set realisiert zu werden.
Wie sein Nutzername vermuten lässt, hat sich der Fandesigner allein mit dem Ziel angemeldet, seinen LEGO DNA-Entwurf zu veröffentlichen. Vielleicht bestärkt der Erfolg den Genetik-Studenten und leidenschaftlichen Anime-Fan allerdings, bald schon ein zweites Modell hochzuladen. Wir wären gespannt – denn Bautalent liegt dem jungen Designer offensichtlich in den Genen: Die komplizierte Windung der Doppelhelix so elegant hinzukriegen schafft gewiss nicht jeder. Und auch sonst ist ihm eine sehr akkurate Nachbildung des wohl berühmtesten aller Moleküle gelungen: Phosphate, Basenpaare oder Wasserstoffbrücken – kein Detail der DNA fehlt.
Während die Doppelhelix aus klassischen LEGO-Steinen gebaut ist, entschied sich der Designer, für die Basenpaare Technic-Connectoren zu verwenden. Eine weise Entscheidung, denn wer die chemische Struktur dieser Basen kennt, weiß, dass sie aus ringartigen Verbindungen bestehen. Kein Teil hätte sich da besser angeboten, die Ringstrukturen nachzubauen. Falls die Erinnerungen an den Bio-Unterricht bereits verblasst sind: Die vier Basen hören auf die komplizierten Namen Adenin, Thymin, Cytosin und Guanin.
Mit 60cm in der Höhe ist die LEGO DNA nicht zuletzt ein gigantisches Modell, das in jeder Sammlung Eindruck schinden würde. Nerds und übermüdete Biologie-Studenten wären sicherlich nicht die einzigen Abnehmer für den Entwurf, auch als Vorführmodell im Schulunterricht wäre die LEGO DNA perfekt geeignet. Spielerisch Base für Base die Doppelhelix aufbauen – nach diesem mehrstündigen Bauerlebnis vergisst sicher nie mehr jemand die Struktur der DNA. Wenn wir in meiner Schulzeit damals nur die DNA mit einem LEGO Modell erklärt bekommen hätten, statt eine Grafik von einem verstaubten DDR-Overhead-Projektor abzuzeichnen – ich hätte bestimmt öfter aufgepasst.
Der Tag für den Einzug ins Review hätte übrigens nicht passender sein können: Am 25. April im Jahre 1953 veröffentlichten die Wissenschaftler James Watson und Francis Crick erstmals ihre revolutionären Erkenntnisse über die Struktur des DNA-Moleküls. In den USA gilt der 25. April daher auch als Welt-DNA-Tag. Ob die Fans des Entwurfs ihre Stimme bewusst bis zu diesem Tag aufgespart haben? Möglich wäre es, drängelte sich die LEGO DNA schließlich beinahe über Nacht an anderen vielversprechenden Entwürfen ins Review vorbei.
Mögen Watson und Crick zwar heute die Lorbeeren für ihr Modell einheimsen (1962 bekamen sie den Nobelpreis für Medizin verliehen), doch basierte ihre Erkenntnis zum großen Teil auf den Arbeiten von Rosalind Franklin und Maurice Wilkins. Die LEGO DNA macht es besser und würdigt alle vier Pioniere mit einer Minifigur. Ein kleines Labor am Fundament des DNA-Entwurfs stellt zudem die Etappen ihrer bahnbrechenden Forschung nach.
So harmonisch wie in dem Modell dargestellt, ging es unter den vier Wissenschaftlern jedoch ganz und gar nicht zu. Beliest man sich zur Geschichte des DNA-Modells, hat man teilweise das Gefühl, eine akademische Seifenoper zu verfolgen. In den vergangenen Jahren ist Watson zudem vielfach wegen rassistischer Äußerungen negativ aufgefallen – würde LEGO das Modell realisieren, wäre es interessant, ob sie dem skandalumwitterten Forscher eine eigene Minifigur spendieren.
Schon früher gelang Ideas-Entwürfen mit Wissenschaftsbezug der Sprung in die Verkaufsregale – man denke an die 21312 Women of NASA oder die 21320 Dinosaurier-Fossilien. Wir sind überzeugt: Das faszinierendste und bekannteste Molekül des Planeten in ihrem Sortiment zu begrüßen, da ist LEGO gewiss nicht abgeneigt.
4 Antworten
Ein bisschen farbenfroher hätte es schon sein dürfen.
Die gewinnt garantiert. Keine Liszenz und lehrreich für Kinder.
Aber leider echt unintressant für mich.
Sorry, aber das sieht echt schlecht aus. Die einzelnen Elemente sind viel zu blockig, bis auf die Technic-Elemente sieht das aus, als hätte es ein Achtjähriger gebaut.
0,0000% Chance.
Wow, tolle Umsetzung!
Ich suche schon seit langem nach einem DNA Modell aus Lego, daher würde ich mich riesig freuen, wenn es realisiert würde und ich es für die Schule nutzen könnte. Es wurde wirklich an sehr viele Details gedacht!
Ich persönlich fände eine andere Farbgebung und eine etwas einfachere Darstellung der Desoxyribose ansprechender.
Eine fachliche Ungenauigkeit ist mir noch aufgefallen, bzw. kann ich sie nicht gut anhand der Fotos erkennen:
Wurde die Antiparalleliltät der beiden Stränge berücksichtigt? Also, dass der eine Strang von 5′ nach 3′ verläuft und der andere eben von 3′ in 5′? Dadurch stehen auch die Zuckermoleküle des einen Strangs „auf dem Kopf“, was sich auch auf die Phosphatreste auswirkt.
Wenn das umgesetzt bzw. berücksichtigt würde, stünde dem Einsatz im Unterricht meiner Meinung nach nichts mehr im Wege!
VG