„Wie definiert man eine Ikone neu? Man stellt sie auf
den Prüfstand. Man ermittelt, was sie ausmacht. Man geht
„Above and Beyond“. Man fängt ihr Wesen ein. Und dann erfindet
man sie neu. Ohne Kompromisse bei der Planung, Entwicklung
und Konstruktion. Bis man ein Fahrzeug erschaffen hat, das in
jeder Hinsicht beeindruckt. Ein Fahrzeug, das nicht nur optisch,
sondern auch durch kraftvolle Präsenz und ausgeprägte
Robustheit überzeugt. Der Land Rover Defender wurde
für große Leistungen geschaffen. Mit weniger geben wir uns
nicht zufrieden.“ (Quelle: Land Rover)
Seit der Geburtsstunde des ersten Land Rovers 1947 ist viel Zeit vergangen. Bis 2016 wurde das markante, kastige Modell über zwei Millionen mal gebaut und blieb dabei immer seiner Linie treu. Jetzt, nur drei Jahre nach Ende der Produktion des „alten“ Defenders (der auch erst seit 1990 den Beinamen Defender trägt), präsentierte Land Rover auf der IAA 2019 in Frankfurt a.M. den Nachfolger – moderne Technik gepaart mit modernem Design für alte Stärke.
Passend zum neuen Defender ergab sich eine Kooperation mit unserem beliebten dänischen Spielwarenhersteller, der zum 01. Oktober 2019 ein kleines, passendes LEGO Technic Modell in die Stores bzw. seinen Online-Shop gebracht hat. Für die großen und kleinen Abenteurer bildet der aus 2.573 Teilen bestehende LEGO Technic Land Rover Defender jede „technische Komponente haargenau ab“, so beschreibt es Land Rover auf seiner Facebookseite. Bevor es nun mit dem eigentlichen Review losgeht, noch einmal kurz die Eckdaten zu dem Set:
- Set-Nummer: 42110
- Thema: Technic
- Bezeichnung: Land Rover Defender
- Teilezahl: 2.573
- Motorisierung: Nein
- Erscheinungsjahr: 2019
- Empfohlenes Alter: 11+
- UVP: 179,99 Euro
- Preis pro Teil: 6,99 Cent
Die Verpackung
Die Verpackung wirkt auf den ersten Blick riesig – auf den zweiten Blick aber dann doch sehr dünn. Dafür wurde das Volumen der 58 x 48 x 8,5 cm großen Box optimal genutzt und nicht wie üblich „viel Luft verpackt“.
Das Modell des Land Rover Defenders wurde auf der Front der Box sehr steinig in Szene gesetzt – eben so, wie sich der Ur-Defender am wohlsten gefühlt hat. Auch die Maße des fertigen LEGO Sets sind bereits angegeben und belaufen sich auf 42,8 cm in der Länge und 22,7 cm in der Höhe. Die Breite beträgt, gemessen an den Außenspiegeln, ca. 21 cm.
Die Rückseite zeigt passender Weise die Rückseite des Fahrzeugs – der übrige Platz wurde nicht etwa für ein B-Modell genutzt, sondern mit Bildchen der zahlreichen Funktionen ausgeschmückt.
Der Inhalt & die Bauanleitung
Wie schon erwähnt, wurde der Platz diesmal sinnvoll genutzt, und man blickt nicht erst 20 cm ins Leere bevor am Ende des Kartons die knisternden Plastikbeutel erspäht werden können. So ist auch diesem Set eine extra weiße Umbox integriert, die wie bei allen Großsets mittlerweile als Schutz dient, damit die Box nicht ausbeult.
Interessanter Weise liegen die Tütengruppen zwei und drei offen in der Box, zusätzlich die fünf sommerlichen Pneus. In der zusätzlichen weißen Schachtel befinden sich die Tütengruppen eins und vier plus ein unnummerierter Beutel mit den Felgen und neuen Kotflügelelementen.
Ebenso im Karton enthalten ist natürlich der passende Anleitungswälzer. Knapp 500 Seiten muss man durchblättern, bis der 860. und damit letzte Bauschritt absolviert ist. Das entspricht also großzügige 3,2 Teile pro Bauabschnitt. Man merkt, es darf fast mehr geblättert als gebaut werden.
Nun könnte man denken, oder hoffen, dass LEGO dem neuen Land Rover Defender – ähnlich wie bei LEGO Ideas oder Architecture Sets – die ersten Seiten für das Automobil widmet und das britische Produkt mit seiner einzigartigen Monocoque-Architektur oder die glorreiche Historie näher beleuchtet – aber weit gefehlt! Man erfährt nur, wie man eine Kreuzstange auf das 1:1 Abbild während des Bauens legt und dass es die Bauanleitung auch als digitale Variante gibt. Anschließend beginnt schon die Tütengruppierung und der Bauspaß kann beginnen.
Als wäre das Bauen nicht schon einfach genug, hat sich LEGO gedacht, man müsse den armen Erstbesitzer eines LEGO Sets noch mal digital unterstützen – es ist sonst wirklich zu schwer! Mit viel Schmunzeln habe ich diesen QR-Code inmitten der Bauanleitung entdeckt und natürlich sofort gescannt. Es erscheint ein kurzes Video, welches zeigt, wie die zwei Hälften korrekt zusammengeführt werden.
Was bleibt zu guter Letzt?! Ein Aufkleberbogen samt 40 Stickern, die teilweise komplett über die schmale Fläche von 15er Liftarmen geklebt werden dürfen. Wie man aber sieht, war ich fleißig und meine Pinzette im Dauereinsatz. Auch die restlichen Kleinteile sind die üblichen Verdächtigen. Und um es Vorweg zu nehmen – es gibt in diesem Set keinerlei Prints! Nicht ein Land Rover Logo ist gedruckt! Alles was ihr am Modell seht sind (leider) Sticker!
Der Aufbau & das Modell
Wir starten mit den ersten beiden Tütengruppen. Diese beschäftigen sich zuerst mit dem Bau der Hinterachse samt Getriebe und der Vorderachse mit dem klackernden 6-Zylinder Reihenmotor. Dieser ist bereits aus einigen anderen Technic-Modellen bekannt, und wird nun immer mehr verwendet, anstatt der klassischen Zylinderkolben. Auf Grund dieser Motorvariante wissen wir aber, dass sich LEGO für das 400 PS starke Vorbild entschieden hat. Das (nur) 4-Gang Automatik-Getriebe mit zwei Übersetzungsverhältnissen über der Hinterachse beschreibt LEGO als sein ausgefeiltestes LEGO Technic Getriebe. Die Lage wurde bewusst gewählt, aber dazu später mehr.
Was bei einem Offroader natürlich nicht fehlen darf – eine Seilwinde! Beim original Modell gibt es diese elektrische Winde mit Fernsteuerung und einer maximalen Zugkraft von über 4.500 kg und einer Reichweite von 45 Metern als optionales Zubehör – immerhin hat LEGO dem Set eine manuelle Seilwinde spendiert. Die Zugkraft habe ich nicht getestet, aber ich glaube beim Ziehen des neuen LEGO Star Wars Imperial Star Destroyer (75252) Paketes könnte die Technik versagen. Wie dem auch sei, mit Hilfe des roten Kugel-Knaufs wird eine Sperre gelöst, so dass das Seil ausgerollt werden kann – am schwarzen Zahnrad kann es wieder zurück gekurbelt werden.
Löblich ist die jeweilige Doppelfederung an jeder Radaufhängung. An der Vorderachse ist je eine rote (hart) und graue (weich) Feder verbaut, hinten dagegen jeweils zwei rote Federn. Bei der Radaufnahme wurde dagegen das alte System verbaut, nicht das neu entwickelte Planetengetriebe, welches im LEGO Technic 4×4 X-treme Off-Roader (42099) erstmalig seine Verwendung fand.
Das Cockpit ist recht spartanisch – aber ein wenig in der Farbe der späteren Innenausstattung in dark tan, bzw. beim original Vorbild „Acorn“! Ein Display samt Sticker ist ebenso angedeutet, wie der klassische Defender Schriftzug. Das Standard Lenkrad mit der 2×2 Fliese (mit Aufkleber) wirkt irgendwie unpassend, und eher eine Notlösung. Aber mehr Lenkräder in dem Maßstab gibt das LEGO Sortiment halt nicht her. Ebenso sind die zwei Hebel für das Automatik-Getriebe und die Übersetzung zu sehen. Gleich dahinter ist ein geriffelter 2×2 Rund-Stein, mit welchem durch die vier Gänge geschaltet wird. Je nach eingelegtem Gang wird die Bewegung der Zylinder-Kolben schneller (niedriger Gang) oder langsam (hoher Gange), sobald das Fahrzeug bewegt wird.
Aber genug der ganzen Technik, welche später sowieso niemand mehr sieht und niemand mehr ausprobiert, wenn das Modell in der Vitrine verschwindet. Kommen wir zu dem, was heutige Technic-Modelle von den 80er und 90er Jahren unterscheidet – das Design! Beginnen wir mit den glattgebügelten Sitzen für Fahrer, Beifahrer und den Kinderlein auf dem Rücksitz. Was früher noch noppig war und an die eigene Holzkugelsitzauflage aus dem Golf II erinnerte, ist heute feinstes Fliesen-Leder. Ob ein Reiner Calmund diese Model-Size-Sitze bequem finden würde, sei mal dahin gestellt, aber sie sind zumindest nett anzusehen.
Vielleicht wäre noch eine Sitzverstellung möglich gewesen – so ähnlich wie es sie schon 1988 im LEGO Technic Test Car (8865) gab, denn bei der aufrechten Sitzlehne schmerzt schon beim Anblick mein Rücken.
Eine kleine Besonderheit bietet aber die Rücksitzbank. Diese wird so montiert, dass sie sich nach vorn klappen lässt. Dabei wird der Blick auf das Getriebe frei. Ich finde diese Variante ok, denn so sieht man tatsächlich mal etwas vom Schaltvorgang. Bei Modellen wie im LEGO Technic Porsche 911 GT3 RS (42056) oder LEGO Technic Bugatti Chiron (42082) ist dieses komplett verbaut und nicht mehr einsehbar.
Weiter geht es nun mit der äußeren Karosserie. Da hat sich LEGO etwas besonderes ausgedacht: oliv-grün. Die Vorlage dafür war sicherlich das Pangea Green aus dem Land Rover Farbtopf. Wie ich schon nach den ersten offiziellen Bildern festgestellt habe, scheiden sich die Geister an der Farbe. Aber gerade die Farbe ist eine extreme Geschmackssache. Mir persönlich gefällt sie sehr! Mit einem grünen SUV verbinde ich automatisch Land Rover. Das kann am grünen Logo liegen, aber vielleicht auch einfach daran, dass es viele Land oder Range Rover eben in einem grünen Farbton gibt. Nun hält also auch oliv-grün in die Technic-Welt Einzug, was sicherlich auch den ein oder anderen Militär-Freund freuen dürfte.
Die Verkleidung beginnt wieder am Hinterteil. Anfangs wirkt das Gebilde noch etwas wackelig, aber je mehr Pins und verbindende Liftarme integriert werden, desto stabiler wird das Konstrukt.
Das Dach wird am Stück in weiß gebaut, was einen wunderbaren Kontrast zum Grün gibt.
Anschließend werden die zwei Türen zusammengesteckt. Sie erhalten zwei Fixpunkte, wodurch sie einen relativ stabilen Eindruck beim Öffnen und Schließen machen. Auf der Innenseite sind natürlich wieder Sticker angebracht, wo eine gute Genauigkeit vorausgesetzt wird, damit die vier Einzelsticker anschließend ein gutes Gesamtbild abgeben.
So langsam kommen wir dem finalen Modell immer näher.
Die Front erhält jetzt auch endlich ihr Gesicht. Auch hier dürfen bei den Scheinwerfern die obligatorischen Klebeelemente nicht fehlen – aber ich finde, sie machen eine Menge her. Die Optik der Scheinwerfer gefällt mir sehr und ist nah am Original.
Wie unschwer zu erkennen ist, dürfen die Motorhaube und Kotflügel nicht fehlen, um das Gesamtbild fast abzurunden …
… und apropos rund – die Felgen samt Reifen dürfen zwar laut Bauanleitung noch nicht montiert werden, aber da dachte ich mir, frei nach dem neuen Motto „Rebuild the world“, sei kreativ und rebellisch – und habe sie bereits montiert. Es handelt sich dabei um 19″ Doppelspeichen Felgen in „Gloss Black“ mit der Style Nummer 6010. Diese sind als optionales Zubehör tatsächlich so erhältlich und gut von LEGO nachempfunden – auch wenn die Außenseite eher matt und nur das Felgenbett eher „glossy“ ist. Mein kleiner aber feiner Kritikpunkt an der ganzen Rad/Reifenkombination ist nur – warum hat der Defender normale Straßenbereifung – und keine Offroad-Gummis bekommen?
Und (fast) fertig ist der Land Rover Defender. Noch ein kurzer Faktencheck zum LEGO Modell und seinem Vorbild. LEGO hat sich für die 3-türige 90er Variante des Defenders entschieden, das heisst, der Radstand beträgt 90″. Land Rover baut auch eine 5-türige Langversion mit 110″ Radstand. Die Modellvariante wird an das Adventure-Pack angelehnt sein. Das Originalfahrzeug hat eine Gesamtlänge von 4.583 mm und Breite von 2.105 mm.
Bevor ich mit dem optionalen Zubehör weitermache, wird dem ein oder anderen eventuell schon etwas aufgefallen sein. Je nachdem, von welcher Seite ich das Modell fotografiert habe, blickt man mal auf blaue Punkte und mal nicht. Das liegt daran, dass ich das Modell (zumindest bei der sichtbaren Außenhülle) in zwei Varianten gebaut habe. Die Beifahrerseite habe ich laut Anleitung gebaut, bei der Fahrerseite habe ich versucht alle sichtbaren, störenden Elemente zu ersetzen. Das habe ich mit den folgenden vier Pins gemacht:
Man sieht, es gibt bzw. gab alternative Farben zu dem, was LEGO heute verwendet um seine Modell zu bauen. Problematisch und vor allem teuer wird es aktuell nur bei den schwarzen Achs-Pins (rechts), denn diese gab es nur von 2002 bis 2006 – und zumeist nur in den Bionicle Sets. Und genau so ein Pin ist auch im Seitenspiegel verbaut, der am unteren Ende herausragt und wirklich elendig aussieht. Die anderen Pins bekommt man günstig auch in größeren Stückmengen, so dass sich schlussendlich niemand über die blauen Pins erregen sollte. Aber hier die zwei Varianten – zuerst die originale Bauweise:
.. und hier die angepasste Bauweise. Man braucht nicht viele Pins – wenn man nur das Äußere verändern mag. Ich denke, hier kann jeder selbst entscheiden, was ihm oder ihr besser gefällt. Ich bevorzuge die Fahrerseite.
Die Heckpartie samt vollwertigem Ersatzrad kann sich ebenfalls sehen lassen. Durch das Drehen am Rad lässt sich die Hecktür öffnen.
Ein Blick auf das Getriebe wird sichtbar, sowie die interessante Bautechnik für den Türmechanismus. Auf dem Dach erkennt man auch noch die zusätzliche „Hand of God“-Steuerung – das Lenkrad im Innenraum bewegt sich ebenfalls mit.
Ein letzter Blick auf das weiße Dach, bevor das Zubehör montiert wird. Seitlich sind die typischen schmalen Fenster angedeutet.
Das Zubehörpaket kann nun montiert – oder wem es nicht zusagt – weggelassen werden. Dabei ist ein Dachgepäckträger, eine ausklappbare Leiter, eine Dachbox, ein kleiner Seitenkoffer, sowie zwei „Traktionsmatten“. Die beiden Boxen lassen sich öffnen.
Ein kleiner Vergleich
Bevor ich zu meinem Fazit komme, möchte ich noch einen kurzen Blick auf eine DER LEGO-Technic-Ikonen werfen – das Super Car 8880 aus dem Jahr 1994. Ich habe einen kurzen Vergleich mit dem Land Rover Defender erstellt, um mal zu schauen, ob es sich denn wirklich noch um ein Technic-Set handelt.
Ich glaube, man erkennt gut, dass der Defender dem alten und immer noch sehr beliebten (auch bei mir!) Super Car in nichts nachsteht. Im Gegenteil, die Funktionen werden aufwendiger und immer detaillierter. Natürlich wird in der heutigen Zeit ebenso der Fokus auf das Design des Modells gesetzt, so dass es wie eine Mischung aus Creator Expert und Technic aussieht, aber muss das denn schlecht sein?! Ich glaube, keiner würde sich heute ein puristisches Gerippe des Defenders in die Vitrine stellen.
Mein Fazit
Was bleibt mir am Ende noch zu sagen?! Ich finde das Modell gelungen und fast perfekt umgesetzt für ein heutiges, zeitgemäßes Technic-Set. Als größte Kritik würde ich sicherlich die „Standard-Bereifung“ und zumindest ein paar fehlende Prints (Land Rover Logos) sehen. Ansonsten bietet das Set eine Menge und auch der Bauspaß kommt nicht zu kurz – auch wenn die Anleitung wirklich immer einfacher wird. Die Farbe ist wie bei allem Geschmackssache, aber für einen Land Rover hat LEGO für mich in der Hinsicht alles richtig gemacht. Was ebenfalls schade ist, dass es kein B-Modell gibt. Eine coole Idee wäre es gewesen, wenn LEGO eine alte Variante des Defenders angeboten hätte – somit wären auch die Fans des Ur-Defenders auf ihre Kosten gekommen. Aber dazu hätte es wohl noch zusätzliche Reifen benötigt, womit das Projekt schon gescheitert wäre.
Wem Dinge am Modell stören, der kann sie tauschen. Ich habe es zumindest mit den Farbtupfern probiert und dabei nur wenige Taler investiert. Und wen die Sticker stören, der soll sie weglassen. In Anbetracht, dass der UVP von 179,99 Euro schon jetzt um 20% gefallen ist, und auch noch mehr fallen wird, erhält der Technic Fan ein schönes, solides und großes Technic-Creator-Modell. Und so gut die alten Sets, wie der LEGO Technic 8865 oder 8880 waren – wir sollten dem Alten nicht hinterher trauern, sondern uns darauf freuen, was noch alles kommt!
Ein großer Dank gilt an dieser Stelle noch unserem Partner B&B Spielwaren, die mir das Set als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben!