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LEGO Ideas: News, Sets und Reviews

LEGO Ideas

Inhaltsverzeichnis

Einmal LEGO-Designer werden – es ist der Traum eines jeden Fans. Einer, aus dem ganz schnell Realität werden kann: Denn dank der Plattform LEGO Ideas kann es jeder mit seinem selbstgebauten Modell in die Verkaufsregale schaffen. Doch vorher gilt es ganze 10.000 Benutzer und ein offizielles LEGO-Gremium zu überzeugen. Eine große Hürde, die die Fans aber nicht abschreckt: Jahr für Jahr ziehen unzählige Entwürfe ins Rennen, in der Hoffnung, als echtes Set realisiert zu werden. Von schicken Modular Buildings über Hommagen an Fernsehklassikern bis hin zu flotten Rennautos, die Kreativität der Nutzer kennt keine Grenzen.

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Geschichte: Von LEGO Cuusoo zu LEGO Ideas

Ihren Anfang nahm die Plattform im Jahr 2008, als LEGO in Zusammenarbeit mit dem japanischen Unternehmen Cuusoo die Webseite „LEGO Cuusoo“ ins Leben rief. Passender hätte der Name dabei nicht gewählt werden können, bedeutet das japanische Wort kūsō schließlich so viel wie „Traum“ oder „wahr werdender Wunsch“.

Das als „crowdsourcing experiment“ gedachte Projekt war zunächst nur Nutzern in Japan zugänglich. Statt der heute nötigen 10.000 Stimmen reichte damals schon ein Bruchteil zum Review-Einzug: Wer 1000 Nutzer von sich überzeugen konnte, bekam die Chance auf ein eigenes LEGO-Set. Lange ließen die ersten erfolgreichen Entwürfe nicht auf sich warten und 2010 schließlich verkündete LEGO, welches Modell es erstmals in die Verkaufsregale schafft: Das 21100 Shinkai 6500 Submarine, eine Nachbildung eines japanisches U-Boot, das bis dato den Rekord für den tiefsten Tauchgang eines Forschungsschiffs hielt. Heute gilt das Set als extreme Rarität und erzielt auf dem Zweitmarkt Preise weit über 500 Euro.

Nach drei Jahren begann 2011 die Beta-Phase, Cuusoo stand nun allen Nutzern auf der ganzen Welt offen. Gleichzeitig wurden die Anforderungen an eingereichte Entwürfe deutlich nach oben geschraubt: Ein Modell brauchte nun mehr ganze 10.000 Stimmen, um ins Review zu gelangen. Dass das kein großes Problem ist, bewies das schwedische Videospielunternehmen Mojang im Dezember 2011 eindrucksvoll: Deren Minecraft-Entwurf knackte innerhalb von nur 2 Tagen die Marke – der Rekord für den schnellsten Review-Einzug wurde ihnen erst neun Jahre später von dem Modell „Baba Yaga“ streitig gemacht.

2014 ging die Plattform schließlich unter dem heute bekannten Namen an den Start. Mit der Einführung von LEGO Ideas endete auch die Zusammenarbeit mit Cuusoo, die Plattform wird heute von Chaordix betrieben, einem Software-Anbieter, der sich auf Kundenkommunikation spezialisiert hat. Bis ins Jahr 2019 nahmen pro Review-Phase im Durchschnitt gerade einmal zehn Fan-Modelle die Hürde. Nach dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie und den weltweiten Lockdown-Maßnahmen platzte die Beteiligung auf der Plattform jedoch aus allen Nähten: 26 Einreichungen in der ersten Review-Phase 2020 waren schon ein bemerkenswerter Rekord, getoppt wurden sie in der Folge von 35 in der zweiten Review-Phase 2020 und überwältigenden 57 in der ersten Review-Phase 2021.

Den Traum vom eigenen Set können sich Fans inzwischen jedoch auch auf andere Art verwirklichen: Seit 2018 sind Fans in jährlichen Wettbewerben dazu aufgerufen, ein neues Gift-with-Purchase zu designen. Auf diese Weise schafften es schon die 40335 Rocket Ride, das 40448 Vintage Car und jüngst das 40487 Sailboat Adventure zu offiziellen Sets.

Vom Fan-Entwurf bis zum fertigen Verkaufsset

Am Anfang steht immer eine gute Idee. Jeder, der ein eigenes LEGO-Modell gebaut hat und überzeugt ist, bei den Fans gut anzukommen, kann seinen Entwurf auf der Ideas-Plattform hochladen. Vorher sollte man jedoch unbedingt einen Blick ins Regelwerk werfen: Denn die Anforderungen an eingereichte Modelle sind streng, teilweise geradezu penibel. Das fängt schon bei den Fotos und Beschreibungstexten an. Auf eine gelungene und stimmige Präsentation des Entwurfs legen die Offiziellen bei ihrer Begutachtung im Review nämlich besonders viel Wert, entsprechend sollte man auf eine gute Fotoqualität und eine ausführliche Beschreibung des Modells achten.

Wenn LEGO von einer Idee spricht, meinen sie damit immer: Ein einziges Modell. Keine Themenreihe und schon gar keine Minifiguren- oder Battlepack-Sets. Verschiedene Themen zu mischen sehen die Offiziellen genauso wenig gerne wie Modelle, die auf Lizenzen von Konkurrenzfirmen basieren. Überhaupt sind Lizenzen eine heikle Sache: Zwar sind diese nicht grundsätzlich verboten, doch sollte beim Hochladen des Modells stets angegeben werden, wenn der Entwurf auf fremdem geistigen Eigentum beruht. Dem französischen Designer Airbricks ist dies im Februar 2021 zum Verhängnis geworden: Bei seiner Konzertbühne, die ganz klar an das Design der Rammstein-Tourbühne 2019 angelehnt ist, vergaß er, eine Lizenz anzugeben. Trotz Review-Einzug innerhalb von 11 Tagen wurde sein Entwurf nachträglich disqualifiziert. Modelle, die sich einer bestehenden LEGO-Lizenz bedienen, sind ebenso untersagt. Will heißen: Keine Star-Wars-, Harry-Potter oder Marvel-Entwürfe.

Im Verlauf der Jahre hat LEGO seine Regeln immer weiter angepasst und verfeinert. War es 2014 noch möglich, Modelle beliebiger Größe hochzuladen, wurde wenige Jahre später eine Obergrenze von 3000 Teilen festgelegt. Weitere wichtige Regeln, was das Bauen betrifft: Sticker und Teile in vorher nicht produzierten Farben sind erlaubt, Modelle mit Vorschlägen für neue Molds werden hingegen abgelehnt. Bezüge zu Politik, Religion, Sex, Drogen, Alkohol, Tod und Gewalt, Ego-Shootern, Krieg, Rassismus und Tierquälerei sind strengstens verboten.

Erfüllt ein Entwurf die Anforderungen der Offiziellen, ist er für alle sichtbar auf der Ideas-Plattform freigeschaltet. Ab jetzt heißt es: Benutzer überzeugen und die Werbetrommel rühren. Der Druck ist dabei schon von Anfang an groß. Schafft es ein Modell innerhalb von 60 Tagen nicht, mindestens 100 Unterstützer zu sammeln, wird der Entwurf von der Seite entfernt. Nach Erreichen der ersten Hürde stehen dem Modell ein ganzes weiteres Jahr zur Verfügung, um 1000 Unterstützer zu finden, danach sechs Monate für 5000 und erneute sechs Monate für 10000.

Mit dem Einzug ins Review ist es aber noch längst nicht getan. Von nun entscheidet das so genannte LEGO Review Board über die Entwürfe, ein Gremium bestehend aus Designern, Produktentwicklern und anderen Offiziellen. Welches Set am Ende den Zuschlag bekommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Bespielbarkeit, Umsetzbarkeit, Sicherheit, möglichen Lizenzkosten aber vor allem auch: Absatzchancen. Nicht immer muss einer der Entwürfe dabei realisiert werden. So geschehen 2015, als keines der Modelle den Anforderungen entsprechen konnte und das Review Board allesamt ablehnen musste.

Ist auch die letzte große Hürde genommen, wird die Freude bei den Fan-Designern riesig sein. Nach Monaten des Warten und Bangens geht ihr Traum vom eigenen LEGO-Set in Erfüllung. Große Reichtümer häuft man damit jedoch nicht an. Gerade einmal 1% des Absatzes stehen den Designern zu. Darüber hinaus erhält jeder zehn Kopien des fertigen Sets und wird in der Anleitung vorgestellt. Entschließt sich LEGO, Nachfolgersets basierend auf dem Modell zu produzieren, muss sich der Designer zudem dazu verpflichten, keine Gewinnansprüche geltend zu machen.

Doch auch die abgelehnten Fan-Entwürfe gehen nicht gänzlich leer aus. Jeder, der die Marke von 10.000 Unterstützern knackt, darf sich drei LEGO-Sets im Wert von 500 Euro aussuchen.

LEGO Ideas: Zahlen und Fakten

Über zehn Jahre LEGO Ideas haben eine ganze Reihe von faszinierenden, traumhaften und kuriosen Geschichten hervorgebracht. Bis heute wurden 36 Fan-Entwürfe als Set realisiert, sechs weitere befinden sich gerade in der Produktion. 22 davon beruhen auf einer Lizenz, womit deutlich wird: Lizenzthemen sind beliebt.

Das bisher größte und teuerste ist unbestritten das spielbare Piano (21323), das es auf 3.662 Teile und eine UVP von 350 Euro bringt. Am kleinsten und gleichzeitig günstigsten hingegen das 21110 Research Institute. Die drei Wissenschaftlerinnen und ihre Labore umfassten 165 Teile und waren bei Verkaufsstart für 20 Euro erhältlich.

Designern aus dem deutschsprachigen Raum wurde die Ehre vom eigenen Set bereits vier Mal zuteil: Erstmals schaffte es der Österreicher Felix Stiessen in Zusammenarbeit mit der Französin Valérie Roche mit der 21309 NASA Apollo Saturn V in die Verkaufsregale. Christoph Ruge gelang als erstem Deutschen mit seinem Modell der 21321 ISS der ganz große Wurf, gefolgt von Clemens Fiedler, dessen 21325 Medieval Blacksmith die Offiziellen überzeugte.

Arne Jahnke wurde auf Umwegen zum Fan-Designer: Sein Vintage Car gewann 2019 den GWP-Contest. Unangefochten an der Spitze stehen die Briten. Bereits neun Mal erfüllten sich Designer aus dem Vereinigten Königreich den Traum vom eigenen Set, auf Platz zwei rangieren die Franzosen mit sechs Designern und auf Platz drei die US-Amerikaner mit fünf. Drei Nutzern gelang das seltene Kunststück, gleich zwei Mal mit einer Set-Idee in den Verkaufsregalen zu landen.

Unbestrittener Krösus der Ideas-Plattform ist aber zweifelsfrei der Spanier Pablo Sánchez Jiménez: Ganze elf Mal zog er bereits ins Review ein, zum offiziellen Set hat es aber nur eines seiner Entwürfe geschafft: Die 21322 Pirates of Barracuda Bay.

Auf LEGO Ideas aktiv zu sein kann nicht zuletzt ein Sprungbrett für die eigene Karriere sein: Zwei ehemalige Nutzer sind heute als Designer in Billund angestellt.

Mit Ideas ist LEGO etwas Einzigartiges gelungen: Es gibt wohl nur wenige Unternehmen, die ihren treuen Fans ermöglichen, in diesem Maße auf die Produktgestaltung einzuwirken. Nicht zuletzt lohnt die Plattform für den Spielzeugriesen in finanzieller Hinsicht. Durch LEGO Ideas lagert das Unternehmen seine Produktion gewissermaßen aus und lässt seine Fans an Set-Ideen tüfteln. Die Entwicklung eines neuen Modells verkürzt sich für LEGO damit von anderthalb auf lediglich ein halbes Jahr.

Was als Experiment im Bereich Crowdsourcing begann, ist heute eine beliebte Plattform, in dem der Traum, einmal LEGO-Designer zu werden, lebt. Und dazu braucht es nichts mehr als eine gute Idee.