Da mein erstes Review zur Black Seas Barracuda gut angenommen wurde (Danke an dieser Stelle für das Lob) folgt nun ein weiteres Review zu einem Piraten-Set aus dem Jahre 1989. Nachdem ich die Detailbilder zur neuen Piraten-Achterbahn (31084) gesehen hatte, war ich sehr erfreut, dass LEGO anscheinend optisch an die guten alten Sets anknüpfen möchte.
So fiel mir sofort der große Hauptteil des Sets ins Auge, der Ein- und Ausstieg für die Fahrgäste, der ähnelt doch sehr einer Mixtur aus… ja genau! Dem großen Eldorado Fortress und dem kleineren Lagoon Lock-Up (Hafenschenke, 6267 von 1991). Grund genug, das große Set noch einmal unter die Lupe zu nehmen.
Die Blauröcke kommen ins Spiel
Jeder Pirat braucht jemanden, den er ausrauben, überfallen oder mit der Kanone in die Weiten des Ozeans versenken kann. So bekamen 1989 auch die Blaurock-Soldaten mit insgesamt vier Sets ihren Part in der neuen Piratenserie. Das Highlight war sicherlich für viele dabei das Eldorado Fortress (im Deutschen: Gouverneurkastell) mit der Setnummer 6276.
Die Verpackung:
Zu einer klassischen Verpackung gehören ein Klappdeckel, Sichtfenster und ein Inlay. All das bietet natürlich auch diese Box, welche mit den Maßen ca. 48 cm in der Breite, 29 cm in der Höhe und 10 cm in der Tiefe daherkommt.
Nachdem man den Deckel aufklappt, die Augen zu leuchten beginnen, kann man durch zwei große „Fenster“ ins Innere der Box schauen. Auf der einen Seite befindet sich ein spezielles Inlay für diverse Einzelteile wie Palmenteile, Kanonen, Goldmünzen, Fahnen, Wandelemente oder Figuren.
Die Rückseite enthält wieder ein paar Bauideen für die kleinen kreativen Soldaten, die sich hier ein paar Inspirationen holen können.
Auch wenn der Eine oder Andere denken mag, dass man heute aufgrund des Umweltgedankens, diese aufwendigen Verpackungen nicht mehr braucht, ist und bleibt es für mich die perfekte Aufmachung für ein hochwertiges LEGO Produkt. Dafür sind heute aufgrund der meist höheren Teileanzahlen viel mehr Knistertüten enthalten oder die Bauanleitung ist 10x so dick wie zur damaligen Zeit.
Die Bauanleitung:
Mit diesem dünnen Schmuckstück würde heute evtl. noch der Aufbau von Minifiguren erklärt werden, damals reichten die 16 Seiten und 24 Bauabschnitte aus, um die knapp 500 Teile des Sets zusammenzubauen. Das Heft hat ein etwas verändertes Titelblatt gegenüber des Kartons, mit zwei Detailaufnahmen.
Auch in diesem Set waren keine Tütengruppen vorgegeben, und auch keine Teile in den einzelnen Bauabschnitten gezeigt, welche man benötigt. Hier hieß es – alle Tüten und Augen auf beim Zusammenbau!
Die Minifiguren:
Im Gegensatz zur Black Seas Barracuda, wo sämtliche Minifiguren mit neuen Gesichtern bestückt wurden, beschränkte man sich bei diesem Set auf die Hälfte. Mit dabei sind vier einfache Soldaten, die die ganze Zeit schwere Rucksäcke tragen müssen, aber stets ein Lächeln auf den Lippen haben.
Dazu kommt ein Offizier und natürlich der Gouverneur! Eine besondere Figur, die es mit dem Oberteil und Gesichtsdruck nur in zwei Sets gab. Ein weiteres auffälliges neues Teil ist die Epaulette, die hier fast alle Figuren des Sets in verschiedenen Farben tragen. Und natürlich dürfen auch zwei hinterhältige Piraten nicht fehlen.
Das Kastell:
Ein Traum in weiß und gelb – ok, bei einigen mittlerweile vielleicht in hell- und dunkelgelb. Mein Set hat die Vergilbung gut überstanden und strahlt noch wie am ersten Tag.
Das Gouverneurkastell hat aufgebaut die Maße von ca. 32cm in der Breite, 28cm in der Höhe und 30cm in der Tiefe. Der Aufbau erfolgt auf einer neu designten 3D-Grundplatte mit Wasser und grauen Felsaufdrucken in 32×32 Noppengröße. Die Art der 3D-Platte wurde dann in den folgenden Jahren noch für einige andere Piratensets oder auch Rittersets in etwas anderen Farbdesigns produziert. Auffällig beim Bauen sind zum Beispiel die vielen schönen Rundbögen in verschiedenen Größen sowie zahlreichen 2×1 Steine in weiß.
Was damals noch Standard war, scheint heute fast unmöglich. So hatte dieses Set keine Aufkleber und alle Mauerelemente waren gedruckt! Warum man jetzt dafür unschöne Aufkleber verwendet, bleibt mir ein Rätsel, was vor 30 Jahren möglich war, scheint heute in weiter Ferne.
Natürlich waren noch mehr neue Steine enthalten, die es so vorher nicht gab. So ein Blaurock möchte schließlich auch seine eigene Fahne hissen, oder sich Kokosnüsse von der eigenen Palme pflücken können. Ebenfalls ein Novum in diesem Set, es waren gleich zwei kleine Ruderboote enthalten. Dies war damals dann irgendwann das gleiche Problem, welches man z.B. heute mit den Hubschraubern in City Sets hat – man wusste bei all den Piratensets nicht mehr, wohin mit den ganzen Booten.
Zur Verteidigung des Kastells gibt es zwei schwere Kanonen (jeweils mit Rückstoßfunktion) mit je sechs Kanonenkugeln und einige geladene Musketen. Dazu kommen ein eigenes kleines Gefängnis sowie eine aufklappbare Kammer für Schätze oder Lebensmittelvorräte.
Zum Be- und Entladen von Schiffen gibt es einen eigenen Kran – hier gibt es auch den einzigen kleinen Kritikpunkt von mir, dass man den Kran zwar schwenken, aber nicht absenken oder heben kann. Eine kleine Seilwinde wäre ebenfalls hilfreich, wie es sie vorher schon im 6080er „King’s Castle“ oder 4015er „Freighter“ gab. So muss die Schnur per Hand gezogen werden um z.B. die Schatztruhe auf und ab zu heben. Danach muss dann das Ende irgendwo befestigt werden, damit die Ware nicht ins Wasser fällt. Das längere Seil verläuft dann mehr oder weniger unschön quer über das Kastell oder an der Mauer entlang, wie in meinem Fall.
Der Preis:
Mein Set hat glücklicherweise einen Preisaufkleber. Ich selbst finde es immer klasse, wenn man Sets kauft, wo noch der originale Preis angebracht ist. So sehen wir, dass das Set bei Vedes gekauft wurde – für einen Preis von 94,15 DM. Was der tatsächliche UVP des Sets war, kann ich leider nicht sagen. Meine Erfahrung zeigt nur, dass die Preise doch ziemlich schwankten damals.
Nun habe ich mir aber mal den Spaß erlaubt und mit diesem Preis errechnet, was denn damals der „berühmte“ Steinepreis war. Es ergibt einen ungefähren Preis von 19 Pfennig! Ob man das nun vergleichen mag mit heutigen Preisen oder Sets, kann jeder für sich selbst entscheiden.
Mein Fazit:
Für 94,15 Deutsche Mark hat man 1989 eine tolle Ergänzung mit den Blaurock-Soldaten zu den Piraten bekommen. Noch heute ist diese Serie – und auch gerade die Minifiguren – sehr beliebt, und teils auch etwas teurer. Das Set enthält größtenteils massive Steine, stolze acht Minifiguren, zwei Boote und eine große 3D Grundplatte – was will man mehr?! Ich persönlich finde die Farbkombination auch heute immer noch fantastisch und es gehört zu den Sets in meiner Vitrine, die dauerhaft aufgebaut bleiben. Und was noch dazu kommt, für mich sind die Blauröcke bis heute eine der schönsten Minifigurenserien, die es gab.
Dass das Set nun wieder „aufersteht“ in dem neuen Creator 3-in-1 Piraten-Achterbahn-Set finde ich klasse, auch wenn dazwischen natürlich der ein oder andere Stein liegt, aber ein bisschen Nostalgie darf sein.