Das erste Bricklink AFOL Designer Programm ist Geschichte. Bis zum 30. Juni 2019 bestand die letzte Gelegenheit, ein gewünschtes Set auf dem regulären Wege zu erstehen. Ab sofort kann man die Sets nur noch über den Zweitmarkt erwerben, so wie zum Beispiel über Bricklink-Anbieter – aber die Preise sind dementsprechend teurer.
Das mit Abstand begehrteste Set von allen 16 Gewinnern war das Löwenstein Castle von Raziel_Regulus. Noch während der Crowdfunding-Phase waren alle 2.500 Sets vergriffen. Kein anderes Set schaffte es in der Zeit diese maximale Limitierung zu erreichen. Mit seiner Idee hat der deutsche Designer also voll ins Schwarze getroffen – doch halten die Bilder auch das, was sie versprechen?! Das möchte ich heute in diesem Review für euch herausfinden.
- Set-Nummer: BL19001
- Bezeichnung: Löwenstein Castle
- Teilezahl: 2015
- unterschiedliche Teile: 501
- Erscheinungsjahr: 2019
- Designer: Martin Geistefeldt (Raziel_Regulus) aus Deutschland
- Verkaufspreis: $199,99
- Preis pro Teil: $0,099
Meine Erfahrungen mit dem Versand
Bevor ich mit dem eigentlichen Review starten möchte, wollte ich euch kurz meine eigenen Erfahrungen mit der Abwicklung von und mit Bricklink schildern.
Insgesamt habe ich vier Sets über das AFOL Designer Programm bestellt. Dabei wurden die ersten drei Bestellungen bereits zum Start des Crowdfundings am 01. Februar 2019 geordert – ein viertes Set nachträglich am 02. Juni 2019. Mein erstes Set (The LEGO Story) erhielt ich am 01. Juni 2019 direkt vom DHL Boten – ohne zusätzliche Kosten. Die gesamte Versandzeit betrug dabei ca. drei Wochen.
Am 29. Juni klingelte der DHL-Bote erneut an meiner Tür – zu meiner Überraschung hatte er gleich zwei Bricklink Pakete dabei – das Löwenstein Castle, sowie die Antique Fire Engine, welche ich erst Anfang Juni bestellt hatte. Diesmal waren aber Gebühren in der Gesamthöhe von 81,53 Euro fällig. Diese musste ich direkt in bar bezahlen – passend, denn Wechselgeld gab es nicht. Auch hier betrug die Lieferzeit, seit Ankündigung des Versandes, etwas mehr als drei Wochen.
Meine Pakete waren alle noch original versiegelt, sprich, der Zoll hat diese nicht geöffnet. Hatte ich also einfach nur Glück? Oder wie mir wenig später auch gesagt wurde: „Das Glück ist mit den … !“ Wie auch immer, anscheinend hat nicht jeder Zollbeamte Probleme damit, wenn der Karton mit dem Aufdruck Bricklink versehen ist (Stichwort: Plagiate) – für alle anderen, die den umständlichen Weg zum Zoll machen müssen, sich erklären dürfen, hoffe ich, dass ihr auch bald eure heiß ersehnten Sets in den Händen haltet.
Ich bin gespannt, wie es mit meinem vierten und letztem Paket abläuft. Nun aber endlich zum Löwenstein-Castle!
Die Verpackung
Die Verpackung ist groß – sehr groß! Ich mag große Verpackungen, sie deuten auf viel baubaren Inhalt hin. Sie misst in der Höhe 11 cm, in der Breite 52 cm und in der Tiefe 40 cm. Das äußerlicher Grunddesign ist bei allen AFOL Designer Programm Sets gleich. Neben dem offiziellen 60 Jahre LEGO Stein Logo, ist ebenso der Glitzersticker für den exklusiv beinhalteten LEGO Stein vorhanden, sowie die obligatorische Nummer meines Exemplars – die 256 (von 2.500).
Seitlich prangt einerseits die Gesamtanzahl der Teile, sowie die dabei verwendete Anzahl der unterschiedlichen Elemente. Bei diesem Set kommt beim Bauen keine Langeweile auf, immer wieder wird ein neues Teil in die Hand genommen – so ähnlich erging es mir damals, als ich das LEGO Ninjago City (70620) gebaut habe. Diese Abwechslung macht einfach Spaß.
Auf der anderen Seite die Fakten zum Set : Name, Designer mit Herkunftsland und die Bricklink-Nummer (BL19001).
In einem Punkt unterscheiden sich aber alle Verpackungen im Design – das Innenleben der Schutzhülle. Diese erhielt, abgestimmt zum Inhalt, einen passenden Hintergrund, welcher später als Aufsteller verwendet werden kann, damit das jeweilige Set richtig zur Geltung kommt.
Ohne die Schutzhülle bleibt ein kräftiger, schwarzer Karton. Dieser ist wirklich sehr stabil. Der Schriftzug, sowie die kleinen verschiedenen Steine an den Ecken bieten dank des UV-Lacks ein glänzendes und hochwertiges Highlight.
Der letzte Schritt, bevor es an den Inhalt geht, ist das Durchtrennen des goldenen Siegels. Ebenfalls ein sehr schönes Detail.
Der Inhalt und die Anleitung
Das Siegel ist durchbrochen – der Sammlerwert dahin, dafür beginnt ab jetzt der Bauspaß. Neben der Dankeskarte, dass man dieses Programm unterstützt hat, warten 20 Beutel mit den bunten Steinen auf den Burgbaumeister. Die Tütchen haben ein recht dünnes Folienmaterial, was zum Nachteil bei mir war, dass die spitzen Kanten der Steine sich unter anderem in die Bauanleitung gedrückt haben. Zudem waren zwei Tüten wohl nicht ganz so sorgfältig zugeschweißt worden, so dass sich einige Teile lose im Karton befanden.
Es gibt insgesamt fünf Tütengruppen. Dazu liegen noch zwei 16×16 Platten dabei.
Natürlich darf auch der exklusive 60 Jahre LEGO Stein nicht fehlen.
Die Anleitung erhielt eine Spiralbindung, wobei das Deck- sowie Rückblatt aus einem stärkerem Karton bestehen. Das Hantieren mit so einer Bindung ist deutlich angenehmer als eine normale Rückstichheftung. Da dieses Exemplar doch recht groß ist und einiges an Platz am Bautisch wegnimmt, kann man die Seiten immer bequem umschlagen.
Wie schon kurz angedeutet, hat meine Anleitung an einigen Stellen leider ein paar Macken bzw. Druckstellen abbekommen.
Auf den ersten Seiten durfte der Designer wieder ein paar Worte an seine Käufer richten und eine kleine Beschreibung zur Idee des Löwenstein Castles ist ebenso vorhanden.
Was es leider zu bemängeln gibt, sind die teils kaum zu unterscheidenden Farben – vor allem das Braun. Bei manchen späteren Schritten gibt es vereinzelt einen extra Hinweis, welches Braun genommen werden soll (normal oder dunkel). Am Anfang ist man manchmal etwas hilflos und muss schon sehr genau hinschauen.
Auf insgesamt 220 Seiten wird in 405 Bauschritten der Aufbau des Castles beschrieben. Ich würde sagen, die Anleitung ist nicht ganz so einfach wie man sie von LEGO kennt, denn manchmal muss man schon zwei mal hinsehen, wo der Stein hingesetzt werden darf, aber ein Hexenwerk ist es auch nicht.
Auch in diesem Anleitungsheft gibt es, nach dem Blick auf die 501 Einzelelemente, auf der letzten Seite eine kleine Farbübersicht.
Der Aufbau
Wie sollte es anders sein, wird mit der ersten Baugruppe gestartet. Es entsteht ein kleines Nebengebäude, welches später mittels Clip an das Hauptgebäude angefügt werden kann. Zu erkennen ist der Haupteingang zur Burg, eine erste Mauer mit sich rankendem, botanischem Gewächs und ein kleines Türmchen mit Fachwerkandeutungen.
Die Rundungen am Turm werden dabei ganz simpel gelöst und erinnern ein wenig an Brickheadz.
Auf dem kleinen Innenhof ist auch schon mächtig was los. Es gibt ein selbstgebautes Tor, welches mit Hilfe von Zahnrädern hochgedreht und ebenso wieder abgelassen werden kann, sobald der Feind in Sicht ist.
Auch hier ist die Technik wieder simpel – aber funktional gelöst. Am großen, sandfarbenen Zahnrad kann das Tor nach oben gedreht werden, dabei hakt sich der dahinter liegende „Stift“ in ein weiteres, kleines schwarzes Zahnrad ein – hält! Möchte man das Tor herab lassen – Stift nach oben lösen und das Tor rauscht nach unten.
Da der Burgherr zum Frühstück immer ein leckeres Ei möchte, darf ein kleiner Hühnerstall nicht fehlen – mit kleinem Aufgang und angedeutetem Strohdach. Im Inneren liegt sogar schon ein Ei parat! Für das Anheizen des Kessels in der Küche gibt es ebenso einen kleinen Holzhaufen. Die 1×1 runden Fliesen sind dabei natürlich bedruckt.
Damit ist der erste Bauabschnitt geschafft und es wird im zweiten Schritt mit dem Hauptgebäude bzw. dem Unterbau dafür begonnen. Dieses Konstrukt wird am Ende sehr massiv werden, was unter anderem an der Verwendung der mehr oder weniger geliebten BURPs bzw der neueren MURPs gelöst wurde. (das sind wunderschöne, große Felselemente). Dazu kommen im Inneren die Verwendung von Technic-Bricks und Halbschalen als Stützen.
Nachdem die Tüten des zweiten Bauabschnitts geleert wurden, hat man nicht nur einen felsigen Grundstein gelegt, sondern auch hier wurde wieder mit Details nicht gespart.
So gibt es auf der Rückseite nicht nur eine kleine Wasserquelle, welche später für den Brunnen genutzt wird, sondern auch ein alter, schon etwas in die Jahre gekommener Keller, samt Fass, Fledermaus und großem Spinnennetz. Welches alkoholische Gebräu (Wein, Whiskey…) hier mal gelagert wurde, darf sich jeder selber ausmalen.
Wie man sieht, wird im dritten Bauabschnitt wieder einiges geschafft und die kleine Burg wächst und wächst. Neu dazu gekommen ist nun der Pferdestall – denn zu dem Set liegt auch ein kleiner Gaul anbei. Dies wurde ebenso mit einem Strohdach versehen, wie auch schon der Hühnerstall. Auch die grauen Felselemente werden nach und nach mit zusätzlichen Dachsteinen verschönert und hier und da gesellt sich noch etwas Fauna dazu.
Ebenso werden zwei interessante Tannen gebaut und ein kleines braunes „Schokotörtchen“ liegt einsam und verlassen auf einem der Felsen – aber warum?
Die Lösung des Rätsels gehört zu dieser kleinen Sitzgelegenheit, welche sich im Vorsprung darüber befindet. Der Rest ist der freien Fantasie überlassen – achja, wer dabei seine Ruhe haben möchte, kann auch die Tür schließen. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie mein bisheriges Highlight.
Aber machen wir lieber weiter mit dem restlichen Innenhof. Ein paar angedeutete Steine zieren das Grün, ein Pflänzchen hier ein Brunnen dort. Mit Hilfe des Eimers kann dann das Wasser aus der darunter liegenden Quelle angezapft werden.
Mit der vierten Tütengruppe wird der nächste Aufbau zusammengesteckt. Es entstehen drei kleine Räume und zwei Spitzdächer, sowie eine kleine Zugbrücke. Zu Beginn des Baus werden einige rote Steine als Stütze verbaut. Diese sollen einfach nur Stabilität beim Bauen geben und werden zum Schluss wieder entfernt und bleiben übrig – es werden übrigens die einzigen Steine sein, die am Ende übrig bleiben – diesmal gab es keinen einzigen Ersatzstein.
Die Rückseite zeigt den Kaminschacht, bzw die Abluft des Kessels, welcher auf der Feuerstelle im Untergeschoss plaziert ist.
Über der Zugbrücke, welche auch auf und ab bewegt werden kann, thront ein Löwenrelief – schließlich ist es auch das Löwenstein Castle.
Die beiden Spitzdächer sind nur lose aufgelegt und lassen sich bequem abnehmen.
Besonders schön sind die grünen Glasfenster. Dahinter verbirgt sich das Schlafzimmer – es beherbergt ein großes Himmelbett. Nimmt man das Bett heraus, sieht man dahinter eine kleine Minitür – die zum kleinen Turm führt, mit einer kleinen Mini-Wendeltreppe. Da kam ich etwas ins Grübeln – da das Set eigentlich im normalen Minifigur-Maßstab gehalten ist, aber hier und da weicht das Größenverhältnis ab.
Neben dem Schlafraum befindet sich ein alter, großer Kessel (dieser ist übrigens aus der alten Fabuland-Serie, diesen Schriftzug kann man immer noch erkennen, auch wenn er versucht wurde zu entfernen). Dieser Kessel hat auch eine Funktion – er beinhaltet drei kleine Plättchen, die auf einen Eindringling geschüttet werden können, der über die Zugbrücke in die Burg gelangen möchte.
Im Untergeschoss sind zwei Türen angebracht. Die rechte Tür ist komplett gebaut. Dahinter wird man unter Umständen vom umstürzenden Kessel überrascht. Durch die linke Tür gelangt man in den kleinen Speisesaal. Zwei Stühle, ein reich gedeckter Tisch mit Schüsseln, Kelchen, die fette Keule an der Wand und auch die Feuerstelle samt Kochkessel sind darin zu finden. Leider ist es etwas eng und die Etagen lassen sich nicht wie bei einem Modular-Building einzeln entfernen.
Der Rundgang ist beendet und die Hilfssteine können entfernt werden. Das fertige Gebäude wird nun einfach auf den bereits gebauten Komplex draufgesetzt. Fertig.
Ein kleines Detail gibt es nach dem Zusammensetzen aber doch noch – vom Speisesaal gibt es noch eine versteckte Klappe im Boden, um in den Keller zu gelangen.
Im fünften und letzten Bauschritt wird der große Hauptturm gebaut. Es beginnt als Viereck und nach etlichen abgerundeten Slopes ergibt sich nach und nach an drei Seiten die typische Form eines Turms.
Der fertige Turm wird ebenso einfach nur und das vorher passgenau freigelassene Loch gesteckt und eigentlich nur mit dem sandfarbenen 6er Stein am Boden fixiert. Funktioniert einwandfrei und der Turm wackelt nicht. Beim Ausguck gibt es wieder diese kleine ominöse Tür, die nicht zum restlichen Maßstab passt. Zwar kenne ich es bei Leuchttürmen auch, dass die Türen der Ausgänge auf der Plattform recht klein sind, aber irgendwie wirkt es dennoch seltsam, da etwas weiter unten, als Zugang zum Turm, wieder eine riesige Tür verbaut wurde. Im Burgturm selbst befindet sich aber noch eine Schatztruhe, mit einigen Silberelementen, güldenem Kelch und Ring oder auch ein Schlüssel.
Nun können wir den ersten Teil mit dem Hauptkomplex miteinander vereinen und das gesamte, prachtvolle Löwenstein Castle ist fertig.
Dazu werden die Elemente an einem kleinen Clip verbunden. Auch wenn es nun etwas eng für den Pferdestall wird, aber in der Gesamtheit wirkt die Burg sehr kompakt. Hochheben lässt es sich in diesem Zustand aber nicht, dafür sollten die zwei Teile wieder voneinander getrennt werden.
Das fertige Löwenstein Castle hat nun die Endmaße von 36,5 cm in der Höhe, 33 cm in der Breite und 29 cm in der Tiefe.
Zu guter Letzt wird die Burg noch mit etwas Leben befüllt. Insgesamt liegen dem Set drei Minifiguren, ein Pferd und drei Hühner bei. Da es bei Bricklink keine klassischen Ritterfiguren beim Designen zur Auswahl gab, hat der Designer versucht, noch das Beste draus zu machen. Aber ich denke, jeder hat irgendwo ein paar alte Ritter die man hier perfekt ergänzen kann.
Der mitgelieferte Hintergrund passt wunderbar zu dem Set, wie ich finde.
Mein Fazit
Für ca. 230 Euro (inkl. aller Gebühren) bekommt man zwar nur knapp 2000 Steine, aber dafür einen wirklich tollen Bauspaß mit vielen, kleinen Details und schlussendlich eine tolle Burg, welche aus vielen Blickwinkeln einfach Spaß macht anzugucken. Zwar ist der hintere Teil offen gestaltet, aber das stört mich an diesem Modell nicht, denn irgendwo mussten die Teile eingespart werden, um die Vorgaben von Bricklink nicht zu überschreiten.
Ich bereue den Kauf nicht, und freue mich über dieses doch recht begehrte Set, auch wenn es hier und da ein paar Kleinigkeiten gab, wie die teils unterschiedlichen Maßstäbe und die Tatsache, dass man die Etagen nicht einzeln abnehmen kann – das wäre noch das i-Tüpfelchen gewesen.
Was sagt ihr zu dem Set, habt ihr es auch bestellt, oder bereut ihr es, doch nicht zugeschlagen zu haben?! Schreibt es gern in die Kommentare.