Der US-amerikanische LEGO YouTuber Ryan McCullough (aka MandRproductions) ist nicht länger Teil des LEGO Ambassador Netzwerks. Wie er gestern Nacht in einem Livestream mitteilte, wurde ihm in einem einstündigen Telefonat mit offiziellen Verantwortlichen mitgeteilt, dass er nach eineinhalb Jahren Mitgliedschaft aus dem LAN ausgeschlossen wird.
Über das sogenannte LEGO Ambassador Network arbeitet LEGO mit ausgewählten „Fan Medien“ zusammen. Waren früher ausschließlich Foren, Blogs und Stammtische Teil dieses Netzwerks, so stießen in letzter Zeit auch immer mehr Influencer, wie große YouTuber, hinzu. Für die Fan Medien bietet diese Mitgliedschaft den Vorteil, dass sie einen Vorabzugang zu offiziellen Setbildern und Pressemitteilungen bekommen, aber ihnen auch vor dem regulären Verkaufsstart kostenlose Review-Sets zugeschickt werden.
Mit seinen 345.000 Abonnenten und über 140 Millionen Videoaufrufen gehört Ryan zu den bekanntesten und einflussreichsten LEGO Fan Kanälen auf YouTube. Zuletzt gelang ihm im Jahr 2020 mit dem Set 75280 Clone Troopers der 501. Legion ein besonderer Coup. Nachdem er seine Follower dazu aufrief, die Social Media Kanäle LEGOs mit Anfragen nach einem Star Wars Battle Pack rund um die Klonlegion von Anakin Skywalker zu überhäufen, lenkte LEGO ein und veröffentlichte ein entsprechendes Set im letzten Jahr.
Einen genauen Grund für seinen Verweis aus dem LEGO Ambassador Network und der damit verbundenen Aberkennung des „Recognized LEGO Fan Media“-Status gibt Ryan nicht an. Er vermute aber, dass es ein Zusammenspiel aus mehreren Gründen gewesen sein könne. Er selbst bezeichnete sich in seinem Stream scherzhaft als „Bad Boy“ und ist in der LEGO Community bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen und damit manchmal auch über die Stränge zu schlagen.
LEGO vs. MandRproductions: LEGO Star Wars Leaks 2021
Im Januar 2021 testete Ryan die Grenzen des Machbaren wieder einmal aus. In einem seiner YouTube Videos berichtete er über die kommenden LEGO Star Wars Sommer Sets 2021 und lieferte genaue Details zu den enthaltenen Fahrzeugen und Figuren. Anscheinend hatte er bereits einen Blick auf die Vorab-Bilder eines Händlerkataloges werfen können. Da zu dem damaligen Zeitpunkt nur wenige Dinge zu den kommenden Baukästen bekannt waren, schlug das Video weltweit hohe Wellen. Offenbar waren diese zu hoch.
Wie MandRproductions wenige Tage später über Twitter verkündete, sah er sich gezwungen, sein Leak-Video, welches inzwischen über 200.000 Aufrufe hatte, zu löschen. Ihm zufolge hätte LEGO ihn dazu aufgefordert, das Video offline zu nehmen. Würde er dem nicht nachkommen, so wolle man seinen Kanal mit einem YouTube Copyright Strike belegen. Solch ein Strike hat für einen professionellen YouTuber durchaus schwerwiegende Folgen. So ist es nach einer Verwarnung beispielsweise eine Woche lang nicht mehr möglich neuen Content hochzuladen. Erhält ein Creator innerhalb von drei Monaten drei Strikes, so werden alle seine Kanäle und Inhalte gelöscht und er wird unwiderruflich und permanent von YouTube gebannt.
LEGO: Copyright Strikes für Leak-Videos
Unserer Einschätzung nach ist ein Copyright Strike für ein Video, in dem lediglich kommende Sets beschrieben werden, nicht zulässig und im schlimmsten Falle ein Missbrauch des entsprechenden Tools. Etwas anderes ist es, wenn vorab Bilder gezeigt werden, die ein Wasserzeichen beinhalten oder aus einer anderen dubiosen Quelle stammen. Wie MandRproductions in seinem gestrigen Stream allerdings verriet, will LEGO zukünftig auch gegen „Gerüchte“-Videos vorgehen. Wo genau LEGO einen Urheberrechtsverstoß in der reinen Besprechung eines kommenden Sets sieht, wird uns nicht ganz klar. Es bleibt also abzuwarten, wie LEGO die Strike-Problematik umsetzen will.
Fest steht aber schon jetzt, dass die anderen LEGO Fan Medien dazu aufgefordert wurden, künftig nicht mehr über Leaks zu berichten. Wie der kanadische LEGO YouTuber Ashnflash, der ebenfalls Teil des LEGO Ambassador Networks ist, berichtet, sollen die von LEGO anerkannten Kanäle und Seiten in Zukunft nicht mehr über neue Sets berichten dürfen, wenn die Informationen nicht auf offiziellen Quellen beruhen.
So ist es für LAN Mitglieder verboten, Inhalte zu erstellen, die auf geleakten Setnamen oder -beschreibungen basieren. Wie Ashnflash erklärt, dürfen lediglich Setnummern genannt werden, wenn diese beispielsweise im Online Shop eines Spielzeughändlers auftauchen. Geht es aber um detaillierte Setbeschreibungen, wie wir sie euch im Falle der kommenden LEGO Harry Potter Sets liefern konnten, so sind diese Infos für Fan Medien künftig tabu. Den Stein ins Rollen gebracht, für diese Verschärfung der Regeln, hat wohl das Star Wars Leak Video von MandRproductions.
Die Zukunft von MandRproductions
Wie Ryan am Ende seines Streams erzählte, will er LEGO in Zukunft – auch trotz seines Ausscheidens aus dem LEGO Ambassador Network – treu bleiben und seinen YouTube Channel wie gewohnt fortführen. Zwar habe er sich in seiner Zeit als anerkanntes LEGO Fan Medium über die ihm zugesandten kostenlosen Rezensionsexemplare gefreut, aber er hätte sich als bekennender LEGO Fan die Sets auch selbst gekauft. Außerdem werde er einen Teil seiner Zeit in seinen neuen Channel MandR Collects investieren, in dem er Star Wars Merchandise vorstellt.