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10.000 Stimmen: Jaws-Entwurf macht die Ideas-Gewässer unsicher

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Da-dam, da-dam, da-dam, da-dam, da-dam, DA-DAM! Es sind nur zwei Noten, aus denen die Titelmusik von „Jaws“ besteht, und dennoch zählt John Williams’ Melodie zu den wohl berühmtesten Kompositionen der Filmgeschichte: Wenn die Kontrabasse und Cellos des Orchesters sich in immer schneller werdendem Tempo zu einer unerträglichen Streichorgie steigern, weiß jeder: Es ist da. Das Monster aus den Untiefen des Meeres. Der weiße Hai.

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Als Steven Spielbergs Meisterwerk „Der weiße Hai“ (im Original „Jaws“ für „Kiefer“ oder „Maul“) 1975 in die Kinos kam, sollte er das Filmgeschäft für immer verändern. Mit seiner neuartigen Marketingstrategie, die auf großflächigen Verleih an Kinos und Merchandising setzte, war das geboren, was man heute weithin als „Sommerblockbuster“ bezeichnet. Zusammen mit dem zwei Jahre später erscheinenden ersten „Star Wars“-Film nahm eine gänzlich neue Ära des Films ihren Anfang.

Doch während es heute hunderte von LEGO Star Wars Sets gibt, fand „Jaws“ bisher keine Würdigung in Noppensteinform. Höchste Zeit, daran etwas zu ändern, dachte sich Designer Diving Faces aka Jonny Campbell und schickte auf der Ideas-Platform seinen Jaws-Entwurf ins Rennen. 10.000 Filmfans bewiesen nun, dass sie keine Angst vorm weißen Hai haben und wählten das Modell nach 250 Tagen ins Review.

Sein Entwurf zeigt dabei eine Nachbildung der Orca, jenem Segelkutter, auf dem die drei Protagonisten des Films Polizeichef Martin Brody, Ozeanograph Matt Hooper und Haijäger Quint zum finalen Kampf gegen den weißen Hai aufbrechen. Unzählige Male sah sich Designer Diving Faces seinen Lieblingsfilm noch einmal an, um das Schiff so nah wie möglich an die Filmvorlage zu bringen.

Herausgekommen ist ein eleganter kleiner Kutter gespickt mit lauter Anspielungen: Ob die Harpunen und Angelausrüstung an den Seiten, die gelben Fässer, mit denen das Dreigespann den Hai erlegen will oder der Käfig, den sie zum Anlocken ins Meer hinablassen, nahezu kein Detail aus dem Film fehlt. Statt großer sperriger Teile verwendete der Designer für Bootsrumpf und Mast mehrere Einzelelemente, was der Orca ein schnittiges und wendiges Äußeres verleiht.

Schickem Design in nichts nach steht auch der weiße Hai. Aus einer Reihe von verschiedenen Slopes gebaut, ist Diving Faces ein stattliches Modell des gefräßigen Seeungeheuers gelungen, das auch ohne Boot zu einem beeindruckenden Display-Set taugen würde. Schwarze Round Tiles als Augen und die spitzen Zähne runden das bestialische Aussehen ab. Die Filmcrew bezeichnete den Hai damals übrigens scherzhaft „Bruce“, benannt nach Steven Spielbergs Anwalt Bruce Ramer.

Sechs Jahre ist es her, dass sich Designer Diving Faces erstmals auf LEGO Ideas anmeldete. Wirklich aktiv wurde der zweifache Familienvater und passionierte AFOL aber erst 2019. Seither lud er eine Vielzahl von Projekten hoch und beteiligte sich mehrfach an Contests. Seine Entwürfe sind dabei ein buntes Sammelsurium, das von Film-Modellen wie E.T. und Harry Potter über Fußball-Bausätze bis hin zu zwei Tributen an die legendäre Band Queen reichen.

Große Erfolge blieben ihm bisher aber verwehrt: Zwar schaffte er es beim LEGO House-Contest mit einer ulkigen Feuerlösch-Krabbe unter die 25 Gewinner, doch in Sachen Set-Entwürfe überzeugte er selten mehr als 2000 Benutzer. Sein Jaws-Modell brachte nun endlich den großen Durchbruch und machte ihn erstmals zum Mitglied im Club der 10.000er. Sich durchzusetzen war für den Designer dabei nicht ganz so leicht, denn auf Ideas tummelten sich noch elf weitere Jaws-Entwürfe, von denen einige, was Detailreichtum und Bautechniken angeht, durchaus mithalten können.

Steven Spielbergs Jaws – ein Meilenstein der Filmgeschichte

Vielfach nachgeahmt und trotzdem unerreicht: „Der weiße Hai“ gilt immer noch als Blaupause eines erfolgreichen Tierhorror-Thrillers. Dramaturgisch setzte Steven Spielbergs Klassiker Maßstäbe – ganze 60 Minuten dauert es allein, bis der Schrecken bringende Hai sich überhaupt vollständig im Film zeigt.

Vorlage für den Film lieferte das 1974 erschienene Buch „Der weiße Hai“ von Peter Benchley, in dem der Autor die Haiangriffe vor der Küste New Jerseys vom Juli 1916 mit 5 Todesopfern literarisch verarbeitete. Benchley griff damals besonders die weit verbreitete These auf, ein einziger Hai sei für die Vorfälle verantwortlich gewesen. Das Buch wurde schnell zum Beststeller und rief bald auch Hollywood-Produzenten auf den Plan: 1974 entstand so die Idee für eine Verfilmung des Buchs.

Spielberg siedelt das Geschehen in dem kleinen Küstenort Amity an. Kurz vor den Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag ereignen sich hier mysteriöse Haiangriffe. Schnell werden Forderungen nach einer Schließung der Strände laut, doch die Stadtverwaltung ist strikt dagegen. Sie will die erwarteten Badegäste nicht vergraulen und die Tourismusbranche damit nicht um ihre Einnahmen bringen. Nachdem es zu weiteren Zwischenfällen kommt, entschließen sich Polizeichef Martin Brody (Roy Schneider), Matt Hooper (Richard Dreyfuss) vom Ozeanographischen Institut und Haijäger Quint (Roy Shaw), das Monster im Fischkutter Orca zu jagen.

„Der weiße Hai“ wurde zum Megaspektakel: 471 Millionen US-Dollar nahm der Streifen ein und war bis Star Wars damit der kommerziell erfolgreichste Film aller Zeiten. Preise und Auszeichnungen ließen nicht lange auf sich warten: Bei den Oscarverleihungen 1976 gehörte der Film mit drei Oscars für die Beste Filmmusik, Beste Tonmischung und Besten Schnitt zu den großen Gewinnern. Inzwischen genießt „Der weiße Hai“ Kultstatus und wurde vom American Film Institute auf Platz 48 der 100 besten Filme aller Zeiten gezählt.

Dabei ging es während der Dreharbeiten alles andere als harmonisch zu: Statt der geplanten 52 Tage belief sich die Filmzeit am Ende auf fast das Dreifache. Zwistigkeiten zwischen den Schauspielern und nie endende Probleme mit dem Haimodell machten den Dreh zu einer echten Strapaze. Steven Spielberg soll angeblich sogar überlegt haben, sich eine Treppe runterzustürzen, um sich krankmelden zu können. Allen Anstrengungen zum Trotz wurde der Film ein gewaltiger Erfolg und inspirierte Generationen von Filmschaffenden zu weiteren Tierhorror-Geschichten. Mit drei Fortsetzungen versuchte man in den Folgejahren an den Erfolg des Originals anzuknüpfen, doch blieben diese Filme weit hinter den Erwartungen zurück.

Um ein Haar gäbe es einen Jaws-BrickHead

Fast hätten LEGO-Fans in der Vergangenheit schon ein erstes Jaws-Set bekommen: Zur Abstimmung über den 150. BrickHead stand neben Star Wars, Minecraft, Lilo & Stitch auch Jaws als mögliche Themenreihe für das Jubiläums-Set zur Auswahl. Am Ende entschieden sich die Fans aber für Star Wars. Bemerkenswert war die Abstimmung dennoch, denn lange Zeit schien es, als käme der nicht gerade mit brutalen Bildern sparende Horrorfilm für ein LEGO-Set nicht infrage. Auf LEGO Ideas war die IP „Jaws“ sogar bis mindestens 2020 blockiert.

Wer trotzdem Martin Brodys, Matt Hoopers und Quints Kampf gegen den weißen Hai mit LEGO-Steinen nachspielen wollte, musste auf eines der vielen anderen Sets ausweichen, die einen Riesen-Hai enthielten. Und davon gab es nicht wenige: Quer durch alle Themenreihen war immer wieder mal ein großes Hai-Modell Teil von verschiedenen Bausätzen.

Den Anfang machte das Creator Set 4506 Deep Sea Predators von 2004, in dem sich neben einem Hai auch andere Meeresbewohner befanden. Zwei Jahre später durften schon die Kleinsten mit einem Hai spielen: Das DUPLO-Set 7882 Shark Attack bestand aus einem Piratenfloß und riesigem Hai. 2007 kam mit der 7773 Tiger Shark aus der Aquaraiders-Reihe einer der bis heute wohl akkuratesten LEGO-Haie auf den Markt.

Eher nach einem Fantasiewesen sah der Hai aus dem Set 8058 Guardian of the Deep von 2010 aus und der aus dem Bausatz 70656 Garmadon, Garmadon, GARMADON war trotz extrem detailreichem Design mehr Maschine als Hai. Kurios wurde es 2019, als LEGO im Rahmen der Reihe „FORMA“ einen beweglichen Hai aus Stoffteilen herausbrachte. Mit der 31088 Deep Sea Creatures kehrte der Hai zurück in die Creator-Serie und im Set 31109 Piratenschiff sorgte ein niedlicher Minihai eher für Verzückung statt für Schrecken bei den Freibeutern.

Kann Diving Faces Jaws-Modell die Designer überzeugen? Gewiss, denn mit Sets wie 75810 The Upside Down aus der Serie „Stranger Things“ wagte sich LEGO in der Vergangenheit schon an das Horror-Genre. Designtechnisch kann man dem Fan zumindest keine Vorwürfe machen. Um es mit dem legendären Jaws-Zitat zu sagen: Man wird ein größeres Boot brauchen, um diesen Entwurf zu toppen.

Übersicht zu den Entwürfen der 2. Review-Phase 2021

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Kommentare

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4 Antworten

    1. Die Ähnlichkeiten sind frappierend. Wer hat von wem abgeguckt? Und wer verletzt dadurch wessen IP? Spannende Frage.

      0
      1. My project was shared on Rebrickable in March 2020. His project appeared on lego ideas in December 2020. This is what his project looked like when he posted it (mine on the left, his on the right).
        https://bricksafe.com/files/Arconoide/orca/orca-ideas-theft/jaws2.jpg
        I made a claim to lego which did not see did not react. I then spoke to him in commentary about his project but he did not admit having copied despite the evidence.
        Here are the comments.
        https://bricksafe.com/files/Arconoide/orca/orca-ideas-theft/Orca%20jaws%20ideas.jpg
        As a result, he started to make some modifications to his project to make the copy less obvious. But he had already collected 5000 votes with the copy of mine and his project was already highlighted on the ideas site.

        0
  1. Bei den Einnahmen fehlen aber ein paar Nullen: das waren 471 Millionen US-Dollar, mit 471 US-Dollar wäre der Film ein Riesen-Flop gewesen 😉

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