Wie jedes Jahr erscheint pünktlich zum Jahresbeginn ein neues LEGO Creator-Expert Modular Building, welches sich nicht nur bei mir großer Beliebtheit erfreut. In diesem Jahr bekommen wir eine Eck-Garage (10264) oder besser gesagt – eine Eck-Werkstatt.
Wie auch im vergangenen Jahr beim Amerikanischen Diner (10260) gab es nun im Vorfeld einige Stimmen, die im Gegensatz zum Diner nicht die Farbgestaltung, sondern diesmal den angehobenen Preis und das karge Innenleben kritisierten. Diese Tatsache brachte mich dazu, doch mal ein Classic-Review zu einem Set zu machen, welches noch karger und vor allem (heutzutage) noch teurer ist – das Café Corner (10182) aus dem Jahr 2007.
Es war das erste Modular-Building von LEGO und sollte der Start zu einer der beliebtesten Serien werden, welche bis heute immer mehr Fans bekommt.
Die Verpackung
Starten wir wie immer mit dem, was man beim Kauf im Laden zuerst sieht – der Verpackung. Sie hat die stattliche Maße von 57 cm in der Breite, 48 cm in der Höhe und 9,5 cm in der Tiefe. Natürlich hat sie noch das erste Design der Creator Expert Reihe, ohne den Schriftzug. Dazu kommt aber die klassische Altersangabe plus die Anzahl der Steine. Hierbei gab es aber zwei verschiedene Varianten: Einmal die Verpackung mit dem schwarzen Aufkleber und der Steineanzahl von 2.058 – und die Variante ohne den Aufkleber, wobei dann nur eine Anzahl von 2.056 Steinchen zu sehen war, die dann vermutlich die erste Version gewesen ist. Welche zwei Steine ergänzt wurden, habe ich leider nicht herausgefunden, aber vielleicht weiß es einer der Leser?!
Die Box öffnete sich, nicht wie heute seitlich, sondern der Deckel wurde nach oben geklappt. Die darin lose liegenden Tüten waren aber auch schon damals „Standard“.
Die Rückseite zeigt ein paar Details aus dem eigentlichen Set, sowie eine eigene kreative Bauidee aus den vorhandenen Steinen und wie man das Café Corner mit den gleichen Sets noch hätte erweitern können. Dass andere Häuser nicht zu sehen sind, ist logisch, es gab ja keine weiteren Modelle.
Die Bauanleitung
Das Set enthielt insgesamt zwei Bauanleitungshefte. Der Stil der Hefte ist ebenfalls noch im klassischen Design mit den gelben Rändern gehalten. Das erste Heft beschäftigt sich dabei nur mit dem Bau des Erdgeschosses bzw. Tütengruppe eins und beinhaltet auf 48 Seiten insgesamt 33 Bauabschnitte – einige sind noch einmal unterteilt.
Das zweite Heft ist dann für das erste Obergeschoss und Dachgeschoss zuständig, bzw. die Tütengruppen zwei und drei. Hier kommen wir auf 66 Seiten und 39 große Bauschritte, wobei ebenfalls einige Unterschritte vorhanden sind.
Interessant ist, dass sich im Anschluss an die Teileübersicht am Ende des zweiten Bauheftes, nicht etwa, wie man es kennt, Werbung für andere Sets befindet, sondern quasi die Rückseite der Verpackung erneut aufgegriffen wird. Noch einmal wird die Bauidee eines Hauses gezeigt, sowie die Zusammensetzung eines massiven Café Corners aus bis zu sechs solcher Sets. Ob dies tatsächlich jemand gemacht hat?! Schreibt es gern in die Kommentare!
Es sei noch gesagt, dass die Farbqualität in meiner Bauanleitung tatsächlich sehr unterschiedlich war. Da hat der Drucker das Gelb beim Umschlag vergessen oder mit dem Magenta doch etwas übersteuert. Es sieht jedenfalls etwas seltsam aus.
Die Minifiguren
Dem Set liegen insgesamt drei Minifiguren bei, die noch sehr klassisch anmuten. Die Gesichter haben noch das sympathische Lächeln – ohne Wendegesicht, wie sie bis zum Stadtleben (10255) im Jahr 2017 noch weitergeführt wurden. Die Torsos sind bei zwei Figuren einseitig bedruckt, wobei das blaue Oberteil schon etwas seltener ist, ebenso wie die Frisur der mittleren Figur. Anbei gab es noch ein schickes rotes Fahrrad, einen Besen und eine Mülltonne in light bluish gray samt unreifer Kirschen. Das sollte dann an Zubehör auch alles gewesen sein.
Das Gebäude
Kommen wir nun zum eigentlichen Grund, warum man vor gut elf Jahren 150 Euro bezahlt hat – dem Café Corner bzw. dem Hotel. Hat man das Set fertig aufgebaut, so hat es eine Höhe von ca. 38 cm, eine Breite bzw. Tiefe von 25,5 cm.
Das Erdgeschoss wird auf zwei 16×32 noppenstarken (normal!) grünen Grundplatten errichtet und man braucht für diesen Bauabschnitt definitiv auch die längste Zeit vom Aufbau.
Auf der einen Seite befinden sich zwei Tische mit jeweils einem passenden Hocker. Die andere Straßenseite bietet eine Bank, sowie die typische Laterne. Die Markisen sind massiv aus Fliesen und Bogensteinen gebaut, was eine sehr schöne Optik ergibt. Den Eingang zum Café bietet eine wunderbare alte Tür, sowie ein „dampfender“ Kaffeebecher.
Schaut man sich den gefliesten Boden unter den Tischen und Stühlen an, erkennt man sogar einen CAFE Schriftzug. Das mittlere Fenster fungiert ebenfalls noch als Ein- oder Ausgang, denn es kann aufgeklappt werden.
Seitlich der braunen Sitzgelegenheit und der Laterne ist der Eingang zum Hotel. Hier ist ebenso eine klassische alte Tür verbaut. Ich mag diese Türen sehr. Es sind keine in Rahmen eingedrückte Scheiben, sondern fertige Elemente. Die Idee der 1×2 Bogensteine, welche einfach in den großen dunkelblauen Rundbogen gesteckt werden, ist so simpel wie auch schick.
Eine massive Treppe führt dann zum ersten Obergeschoss. Gebaut fast nur aus 2×4 Steinen.
Ein Blick von oben in das Innere des Cafés zeigt – eigentlich nichts. Es gibt einfach kein Innenleben. Die einzige Kreativität zeigt die Trennwand zwischen Treppenaufgang und dem Café, welche ein kleines Muster aufweist.
Die Rückwände sind in allen Ebenen übrigens einfarbig und stabil durch viele 1×8 und 1×6 Steine gebaut und nur durch eine kleine farbliche Dekorleiste unterbrochen. Guckt man von außen, sind keine „komischen“ farblichen Unterbrechungen zu sehen, z.B. durch andersfarbige Einzelsteine.
Der Bau des ersten Obergeschosses ging am schnellsten von der Hand. Offene Fenster, gebaut aus Paneelen (noch ohne die seitlichen Stützen), Rundbogenfenster mit Gittern, sowie viele 1×2 Fliesen als Mauerelemente prägen hierbei das Bild der Fassade.
Auch hier zeigt der Blick in das Innenleben – es gibt nichts…
…doch, es gibt ein Geländer! Schließlich soll der Hotelgast nicht abstürzen. Ebenso vorhanden ist eine Treppe, die in das Dachgeschoss führt.
Das Dachgeschoss bietet einen schicken Turm – ohne Glocke – dafür mit vier grauen Papageien. Auch kann man hier viele Dachelemente in dunkelrot entdecken, welche einfach abwechselnd durch eine Platte dazwischen einen schönen versetzten Look bekommen. Fast genauso grandios wie die alten Türen sind hier die alten Fenster, die es so schon seit Anfang der 80er Jahre gab. Die Rundbögen darüber sind Kotflügel von Autos, darin sitzt jeweils noch ein grauer Frosch als Dekoration.
Ein letzter Blick ins Innere verrät auch hier wieder, es gibt nichts…
… natürlich, außer dem Geländer, bekannt aus der Etage darunter.
Das abschließende Element bildet eine Dachplattenkonstruktion mit zwei Schornsteinen und einer Umzäunung.
Noch einmal ein Blick auf alle vier Einzelmodule, die zusammen das fertige Gebäude ergeben.
Der Preis
Warum ist das Set, was einmal 150 Euro gekostet hat, heute so extrem teuer?! Den letzten reellen Verkaufspreis, den ich beobachtet hatte, lag für dieses Set (gebraucht) mit Karton und Anleitung bei 655 Euro (bei einem Startpreis von 1 Euro).
Dieses Set beinhaltet Teile, die heute nicht mehr bzw. in einer anderen, neueren Version produziert werden. Dies macht ein Rebricken natürlich etwas günstiger, wenn man nicht alles original braucht. Beste Beispiele sind für mich – und ich bin wahrscheinlich kein großer Teileexperte – die alte Form der Laterne, die Paneele ohne seitliche Stützen, die alten Fenster bzw. Türen, aber auch die doch recht seltenen Bogenelemente in Dunkelblau. All dies summiert sich selbst bei Bricklink zu einem aktuellen Neuteilepreis von ca. 525 Euro – die einzelnen Versandkosten der verschiedenen Händler nicht mit eingeschlossen.
Mein Fazit
Lohnt sich tatsächlich ein Gebäude ohne Innenleben, was heute Unsummen kostet? Wenn man tatsächlich die Gelegenheit hat, dieses Set günstiger zu bekommen, auf jeden Fall! Für mich war dieses Set lange Zeit ein Traum und ich habe das Glück gehabt, es zu einem fairen Preis zu bekommen. Dass das Set kein Innenleben hat, stört mich nicht – warum? Erstens – es ist LEGO und man kann kreativ sein! Baut was eigenes, ein selbst gestaltetes Café nach euren Wünschen, ein Hotel, wie ihr es wollt – es muss nicht immer alles nach Anleitung sein! Der zweite Grund ist (für mich) fast noch einfacher – ich schaue nach dem fertigen Bau eigentlich nie wieder in das Innere der Gebäude. Die Fassade ist das Highlight, die muss stimmen und die Kombination aus Design (teils klassisch) und Farbe gefallen mir außerordentlich gut bei dem Café Corner, was es (für mich) zu einem der Highlights, neben dem Pariser Restaurant, in der Modular-Buildings-Reihe macht.