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Designer-Vortrag: Entstehung des LEGO Herr der Ringe Bruchtal Sets

Herr der Ringe Bruchtal
Inhaltsverzeichnis

Während des Skaerbaek Fan Weekend 2023 kann man nicht nur fantastische LEGO Modelle besichtigen, als registrierter Teilnehmer hat man auch die Möglichkeit gehabt, bei vielen interessanten Vorträgen und Workshops dabei zu sein. Ich konnte während des Events an einem teilnehmen, der sich um die Entstehungsgeschichte des Sets 10316 Der Herr der Ringe: Bruchtal drehte. Dabei waren drei der Designer, nämlich Wes Talbott, Chris Perron und Ashwin Visser. In diesem Bericht möchte ich euch ein wenig teilhaben lassen an diesem sehr unterhaltsamen Vortrag.

Ein Hinweis Vorab: Während der Präsentation waren keine Fotos erlaubt, nur vorher und nachher durften Bilder geschossen werden. Daher kann ich euch leider keine Folien mit Details zeigen, ich versuche aber, die wichtigsten Informationen im Text unterzubringen.


Wes erklärte gleich zu Beginn, dass sie nur ein Teil des Teams sind. Insgesamt haben weit über ein Dutzend Kollegen an dem Projekt mitgearbeitet. Zu Beginn war das noch nicht so, es nahm nämlich alles bei ihm seinen Anfang.

Die Gefährten

Irgendwann im Juni 2021 wurde er gefragt, ob er nicht mal eine Designstudie zu einem Rivendell Displayset machen will – man wusste, das er ein großer Herr der Ringe Fan ist. Wes war natürlich begeistert und sagte zu. Er holte sich bald Verstärkung in Person von Chris Perron, ebenfalls ein Fan der Stories aus Mittelerde. Die beiden tauchten tief in die Story ein und sahen sich erstmal alle Filme an, in der Extended Version, wie Wes betonte. Behind the Scenes Material wurde gesichtet und alte Bücher durchgeblättert, damit sie einen Eindruck davon bekommen, was an der Szene für die Fans wichtig sein könnte. Aus dieser Recherche stammt auch ein kleines Easteregg: Das goldene Teleskop, welches mit dem Sextant gebaut wird, basiert auf einer Vorlage aus einem „Behind the Scenes“ Booklet, im Film war es aber gar nicht zu sehen. Mit der Zeit wuchs das Team und immer mehr Kollegen arbeiteten an dem Thema mit. Chris erklärte, dass es durchaus üblich sei, dass man nicht exklusiv an einem Set arbeitet, sondern an mehreren gleichzeitig. Er selber war zu der Zeit im Superheroes Team und entwickelte Guardian of the Galaxy Sets. So kann die Zeit effektiv genutzt werden und Warteperioden, die zum Beispiel durch Rückfragen in einem Projekt entstehen, führen nicht zu Leerlauf bei den Designern. Ausserdem finden sie auch oft mal Lösungen für Design- oder Bauprobleme, wenn sie sich mit anderen Themenwelten beschäftigen.

Microscale-Maßstab zu Beginn

Nachdem sie sich die Szene zu Bruchtal unzählige Mal angeschaut haben, war der erste Eindruck: Da muss viel davon in das Modell, lasst uns Microscale machen wie beim 71043 Hogwarts Castle. Daraus entstand bis September 2021 ein wunderschöner Entwurf, den sie zu dem Vortrag mitgebracht haben:


Die Minifiguren wären hier ähnlich wie bei Hogwarts separat aufgestellt worden und das Set umfasste einen großen Teil der im Film sichtbaren Teile. Nach vielen Beratungen wurde dieser Ansatz jedoch verworfen und man entschied sich, den Focus auf den Rat von Elrond zu legen und das Modell im Minifigur-Massstab zu entwerfen.

Einige Herausforderungen

Nun wurden die ersten Entwürfe in dieser Richtung erstellt, Chris zeigte Bilder von sehr groben Modellen im Designprogramm, die aber alle schon einen Turm und mehrere Bäume enthielten. Viele, viele Iterationen folgten und die drei erzählten von einigen Problemen, auf die sie gestossen sind. Eines davon waren die Dachschindeln. Sie überlegten lange, wie sie die Muster hinbekommen könnten und experimentierten mit vielen Teilen. Die Ziegel sollten diagonal verlegt werden und so versuchten sie zuerst, auch die Plates, die das Dach bilden, im 45 Grad Winkel zu verbauen. Das führte aber zu einer Reihe von noch mehr Problemen und irgendwann schlug jemand vor: Hey, verlegt doch einfach nur die Tiles in diesem Winkel! So wurde es dann auch gemacht. Andere Überlegungen betrafen die Schmiede, in der aus den Bruchstücken von Narsil das Schwert Anduril geschmiedet wurde. Die Szene sollte erst komplett in der Höhle unter dem Baldachin untergebracht werden, wurde aber aus Platzgründen dann teilweise nach außen verlegt. Der weiße Baldachin bereitete den Designer ebenfalls schlaflose Nächte, die Konstruktion mit den sechs Pfeilern basierte erst auf Laternenpfählen und war lange nicht stabil genug und sehr komplex.

Modulare Bauweise

Die Möglichkeit, das Set in Module zu zerlegen, wurde recht früh getroffen. Nachdem man sich für die enthaltenen Szenen entschieden hatte, überlegten die Designer, dass viele Fans das Set sicher gerne im Regal bewundern möchten. Chris erklärte, beim Designprozess wird das durchaus beachtet und so haben sie auch bei Bruchtal die Möglichkeit eingebaut, das Set per Technic-Pins in einzelne Module mit ikonischen Szenen aufzuteilen.

Mehr Figuren als vorgesehen

Ashton war als Grafik-Designer im Team dabei und übernahm die Präsentation der Figuren. Er erzählte, dass die Anzahl der Figuren zu Beginn noch nicht feststand, da auch das Budget für das Set noch nicht endgültig festgelegt war. So wurden zuerst die naheliegenden Figuren inkludiert wie die neun Gefährten, Elrond und Arwen. Später wurde klar, dass in dem geplanten Budget noch einige mehr möglich sind. Die Designer waren froh, dass sie nun auch Einwohner von Bruchtal berücksichtigen und die Gebäude mit Statuen verzieren können. Zum Schluß kamen die 21 Figuren heraus, die wir heute mit dem Set bekommen. Viele der Charaktere gab es schon aus älteren Sets, sie wurden aber alle überarbeitet. Ashton zeigte einige Details, die angepasst wurden, unter anderem wurden der Bart und die Haare der Zwerge überarbeitet und auch Gimlis Helm bekam ein neues Design. Interessant waren auch die Ausführungen zu den Waffen, die in einem gemeinsamen Mold gegossen werden und daher von der Größe Abhängigkeiten zueinander haben. Sie wurden im Vergleich zu voherigen Varianten ebenfalls verfeinert.
Um die Figuren möglichst originalgetreu in der Runde auf die Stühle zu setzen, wurde erstmals eine Variante mit Lampensteinen und bedruckten Slopes entwickelt, die das Design der Beine oder Kleider genau nachbildet. Diese ersetzen dann die normalen Beine der Minifiguren, wenn diese in den Stühlen sitzen. Um diese Lösung umzusetzen, mussten die Designer sich erst mal Genehmigung der entsprechenden Abteilung einholen, denn bisher wurde sowas nicht in Sets verwendet.

Der Designprozeß war im März 2022 größtenteils abgeschlossen. Am Schluss standen etwa zehn verschiedene Varianten des Entwurfes zur Wahl. Das Bruchtal, was wir nun im Store bekommen, ist der Gewinner dieses Auswahlprozesses und das Produkt von neun Monaten harter Arbeit und ständigem Verfeinern einer Idee.

Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Eindruck davon geben, was die drei uns über die Entstehung des größten Herr der Ringe Sets erzählt haben. Habt ihr das Set schon? Hat euch der Bau gefallen? Erzählt es uns gerne in den Kommentaren!

Kommentare

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16 Antworten

  1. Sehr interessanter Bericht, danke dafür! Gerne mehr davon. Das Set habe ich (noch) nicht, aber als eines der ganz wenigen steht es auf meiner to-buy-list.

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  2. Der Bruchtal-Prototyp sieht schon auch sehr interessant aus, ich denke aber trotzdem, dass die Entscheidung für das Set wie es jetzt ist, die richtige war.
    Auf jeden Fall sehr interessanter Artikel, hätte nichts gegen mehr Artikel von der Sorte ;).

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  3. Interessanter Bericht! Danke dafür! Das finale Set ist super, der Aufbau hat mega Spaß gemacht. Die Microscale Version auf den Fotos sieht aber auch sehr schön aus. Hoffe, dass das Team noch weitere tolle LOTR Sets (auch kleinere wegen Platzproblem) designt.

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  4. vielen Dank für den Bericht.
    ich hatte schon vermutet, dass es intern in etwa so aufwendig bei Lego abläuft. Aus anderen großen Firmen kennt man ja auch derart aufwendige Entwicklungsprozesse.
    das ist übrigens der haupt Preistreiber:
    nicht die Plastik die man vor sich liegen hat, sondern die Menschen die das entwerfen. Lohnkosten sind halt überall der höchste Kostenfaktor.

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  5. Designdstudie: Juni 2021 – weitestgehende Beendigung des Designprozesses: März 2022; für ein großes(!) Set inklusiver verschiedener Prototypen. Danach vielleicht ein Feinschliff, weil die Bauanleitungsersteller den ein der anderen Hinweis eingeworfen haben, z.B. bezüglich Steinefarben (meine mich da an ein FAQ von Tiagos Tuesday Talk zu erinnern) und Produktionszeitraum. Release war im März 2023? So viel dazu, LEGO bräuchte zwei bis drei Jahre… wirft natürlich Fragen bezüglich so manchem IDEAS VS. Offizielles Set auf (z.B. Ghostbusters HQ oder Fiat500). Jedenfalls, lieben Dank für den Bericht. Und cool, dass die Designer den Prototypen im Microscaleformat euch mitgebracht haben.

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    1. Die Frage ist, ob man an jedes Set mehr als 12 Leute setzt. Die Entwicklungszeit wird ja in gewisser Hinsicht auch mit dem Personalaufwand zusammenhängen. Ich würde deshalb noch lange keine Verschwörungstheorien bzgl. anderer Sets aufmachen.

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      1. Dann muss ja beispielsweise der Designer des Daily Bugle ja ein Extralob bekommen, da er damals keine mehr als 12 Leute dabei hatte, und es trotzdem in recht kurzer Zeit hingekriegt hat (meine, auch keine anderthalb Jahre). Aber ja, alles ist Verschwörung und LEGO unschuldig. Allein, mir fehlt der Glaube daran 😉

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  6. Super interessant, wie der Prozess zum fertigen Modell war. Da hätte ich gerne den gesamten Vortrag zu gesehen. Insofern vielen Dank für die Zusammenfassung. Habe das Set gerade vor 2 Wochen gebaut. Und neben der filigranen Bauweise mit den weißen Elementen (u.a. im Pavillon) war ich von den Wurzeln bei den Bäumen begeistert. Das einzige, wo ich eine kleine Kritik habe, dass die Stühle komplett gefliest sind, da die sitzenden Figuren immer umkippen. Aber sind ja Klemmbausteine und das Problem ist leicht zu beheben 😉

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      1. Sorry direkt mal Daumen runter gegeben 😉 Nein, dass kann man wirklich nicht verstehen, nicht dran stören! Fand den Bericht auch sehr gut und Bruchtal war seit langer Zeit mal wieder ein Day-One Kauf bei mir.

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  7. Danke an Christian für den schönen Artikel! Ich hatte das Glück, den Vortrag live verfolgen zu können. Es war spannend zu sehen, wie sich die Ausrichtung des Sets im Laufe des Entwicklungsprozesses geändert hat – und ich schätze mich mit dem finalen Set außerordentlich glücklich.

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