Was LEGO Friends für die Mädels (und Jungs) von heute ist, war in den 90er Jahren unter anderem LEGO Paradisa. Von 1992 bis 1997 gab es die Themenreihe mit der auffälligen und exklusiven rosa Farbnote. In dieser kleinen Zeitreise möchte ich euch das Set mit der Nummer 6411 – das Sand Dollar Café – aus dem Jahr 1992 etwas näher bringen.
Bevor ich aber zum eigentlichen Set komme, noch eine interessante Randnotiz, die mir vor geraumer Zeit in einem der bisher besten LEGO Bücher Great LEGO Sets – A visual history untergekommen ist. In diesem geschichtlichen Schmöker aus dem Jahre 2015 (erschienen im DK-Verlag in englischer Sprache), gibt es neben den historischen Sets auch immer wieder mal Zitate von LEGO-Mitarbeitern. Einer davon dürfte (fast) jedem LEGO-Fan bekannt sein – Jamie Berard – Chef Designer für LEGO Creator Expert und Architecture und augenscheinlich auch ein heimlicher Paradisa-Fan
Doch kommen wir nun zum eigentlichen Star dieses kleinen Reviews.
Die Verpackung
Nicht nur, dass die Steine in zartem Rosa gefärbt waren, auch die Boxen zeigten sofort auf, zu welcher Themenreihe sie gehörten. Die quadratische Form hat die Maße von 28,5 x 28,5 x 5 cm. Die Vorderseite zeigt das aufregende Strandleben, die Rückseite wieder die obligatorischen Baualternativen. So kann zum Beispiel aus dem Eiswagen auch ein Kinderwagen gebaut werden.
Wie es sich für eine anständige 90er Jahre Box gehört, hat auch dieses Set den coolen Klappdeckel. Auf der Innenseite sind weitere Baualternativen – mein persönliches Highlight sind hierbei die Congas, gebaut aus zwei braunen Palmelementen. Im stabilen Innenkarton liegt dann das Plastik-Inlay mit den diversen Einzelteilen und Minifiguren auf.
Um die damaligen Setpreise lässt sich bei älteren Sets gern streiten, denn meistens findet man keine Angaben mehr dazu. Deshalb bin ich immer froh, wenn am eigentlichen Karton noch ein Indiz dafür zu finden ist – in meinem Fall betrug also der Preis 39,90 DM. Für das Geld bekam der Käufer insgesamt 154 Teile und fünf Minifiguren – oder 174 Einzelteile inkl. der Figuren – den Pfennigpreis pro Teil darf sich jeder selbst ausrechnen. Die Angabe der enthaltenen Elemente schwankt übrigens von Internetseite zu Internetseite, darum habe ich die Steine in meinem Set einfach mal händisch nachgezählt.
Die Bauanleitung
Für den Zusammenbau liegt natürlich auch ein kleines Heftchen bei. Wie damals üblich, wurde hier wirklich nicht mehr gezeigt als nötig. Auf insgesamt 16 Seiten werden die Figuren, Palme, Eiswagen, Surfbrett und natürlich das Café zusammengesteckt.
Wo die heutigen Anleitungsbücher gedruckt werden, ist leider nicht mehr dokumentiert, damals aber war immer noch auf der letzten Seite die Druckerei genannt. In diesem Fall der Frank Druck in Preetz (Schleswig-Holstein). Diese Druckerei existiert heute immer noch.
Die Minifiguren
Wie bereits erwähnt, liegen dem Set insgesamt fünf verschiedene Minifiguren bei. Seit der Einführung der Gesichtsausdrücke im Jahr 1989 bei den Piratensets, wurden immer mehr Figurenköpfe mit den unterschiedlichsten Designs versehen. Mit der Einführung der Paradisa-Reihe 1992 kamen wieder neue Drucke auf den Köpfen dazu. Alle enthaltenen Minifiguren haben in diesem Set einen neuen Print. Während manche Gesichter länger auf dem Markt waren, wie zum Beispiel das Sommersprossen-Gesicht (im übrigen genutzt für männliche und weibliche Figuren) bis 2004, so verschwand das geschminkte Gesicht der Mädels schon nach einem Jahr wieder vom Markt.
Der Koch könnte dabei auch zur modernen Generation gehören, mit seiner Mütze und dem Kochoutfit ähnelt er sehr den heutigen Standard-Kochs. Die Damen bekamen als Badeanzug ein sehr knappes Höschen und die Rückseiten der Figuren waren damals noch nicht bedruckt.
Besondere Elemente
Was bei diesem Set zuerst ins Auge sticht, ist die auffällige 32×32 Grundplatte. Die Grundfarbe ist ein hellgrün, zusätzlich wurden vier verschiedene Farben aufgedruckt, die einen harmonischen Strandverlauf mit Meereswellen zeigen sollen. Diese Platte blieb exklusiv für dieses Set. Weitere Highlights sind die bedruckten Steine – es gab in diesem Set keinen einzigen Aufkleber. Die auf den ersten Blick „normal“ anmutenden Steine, wie die Paneele oder Glaselemente sind aus heutiger Sicht ebenfalls kleine Raritäten. So werden etwa die Paneele und auch die Makkaroni Steine in dieser Form heute nicht mehr produziert, und auch der Viertel-Rundbogen in trans-clear ist mit seinen insgesamt nur zwei Setauftritten sehr rar gesät.
Der Überblick der Steine zeigt deutlich, trotz dass die Paradisa-Reihe eigentlich für Mädchen konzipiert war, sich die Farben mit überwiegend weiß und dem zarten rosa stark zurückhielten. Wie bereits erwähnt, war das Rosa eine neue und exklusive Farbe für die Serie und trat seit dem in keinem anderen Set bis heute mehr auf.
Das fertige Set
Nach nicht all zu langem Bauspaß ist das Set auch schon zusammengesteckt und ein Tag am Strand kann beginnen. Entweder man gönnt sich einen Snack oder ein Heißgetränk in dem Café, oder genießt die Ruhe am Strand und lässt sich mit einem Eis verwöhnen. Für die Mutigen darf auch das Surfbrett in die Wellen geschmissen werden.
Wie kommt man zum Strand? Natürlich mit dem Fahrrad – der rote Klassiker darf auch hier nicht fehlen. Der Eiswagen hat ein kleines Eisfach zum Öffnen – darin enthalten ist übrigens eine rote 1×1 Fliese (vielleicht ein Domino oder Sandwich-Eis). Das Eis, wie es heute in vielen City Sets beiliegt, war damals noch nicht erfunden. Das Surfbrett hatte ein bedrucktes Segel, welches eine Folie ist. Ähnlich, wie zum Beispiele die aktuellen Zelte.
Im Café selbst gibt es eine kleine Bar, mit Grillplatte, passender Pfanne, Zapfhähnen (die alte Form mit Loch am Ende) und eine kleine Kaffee-Maschine. Der Koch spielt dabei den Wirt und Kellner zugleich und bringt seinen Gästen die Getränke auch zu den Liegen.
Was an einem Strand ebenfalls nicht fehlen darf, ist eine Palme samt Papagei. Und damit niemand der Badegäste zu schaden kommt, ist auch ein Hochsitz mit einem Rettungsschwimmer vorhanden – somit steht einem sicheren Badetag im Paradies nichts mehr im Wege.
Mein Fazit
Mädchenfarben hin oder her – mir persönlich gefallen die Paradisa-Sets von damals. Die Kombinationen aus weiß und zartem rosa sind ein harmonisches Zusammenspiel und wirken nicht so grell und übertrieben, wie es heute in den Friends-Sets gelebt wird. Auch die klassischen Minifiguren zeigen, dass Mädchen auch gefallen an dieser Art von Minifigur gehabt haben müssen?! Oder es sogar bis heute noch haben?! Auch die teils exklusiven Elemente machen diese Sets zu etwas Besonderem.
Wie gefallen euch die alten „Mädchen“-Sets und würde so etwas heute noch oder wieder funktionieren?! Schreibt es gern in die Kommentare!