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LEGO Masters Staffel 3 Folge 3 in der TV-Kritik: Schöne heile Welt

Inhaltsverzeichnis

Im Laufe der Woche nahm bei mir ein Gefühl überhand, das ich im Zusammenhang mit RTL-Shows so noch nicht kannte: Vorfreude. Allen berechtigten Makeln von „LEGO Masters“ zum Trotz, all der künstlichen Dramatik, den Hartwich-Sprüchen, dem Sensationslüsternen, sah ich der dritten Folge der dritten Staffel mit einer gewissen Spannung entgegen. Angesichts dem Zustand unserer Welt verwundert das aber vielleicht gar nicht so sehr: In Zeiten, wo der Planet mal wieder Kopf steht, ist die Sehnsucht nach dem Heile-Welt-Fernsehen nur allzu groß.

Und „LEGO Masters“ – das ist irgendwie genau jenes Heile-Welt-Fernsehen, in dem die größte Sorge allein darin besteht, dass zwei Kunststoffbauklötzchen nicht richtig aneinanderstecken. Dieser immerzu gleiche Sound der Show hat etwas wunderbar Beruhigendes und Einlullendes. Hier bleibt immer alles wie gehabt (außer, dass der ein oder andere Teilnehmer nicht mehr dabei ist): Dieselben Einspieler bei Jury- und Kandidatenvorstellung, die man mittlerweile fast schon mitsprechen kann, Tobias’ Bart ist genauso lang wie letztens und die Katze Pumbaa sieht man auch wieder öfter als es manchem Zuschauer lieb wäre.

Keine brotlose Kunst

Passend zu dieser heilen Welt sollten die Kandidaten bei der ersten Bauherausforderung dann auch das Pausenbrot aus ihrer Schulzeit nachbauen. Was ist schließlich entzückender als der Anblick einer prall gefüllten Brotdose, mit der kümmernde Eltern ihrem liebsten Nachwuchs den Tag wortwörtlich versüßen? Da darf man gerne auch ausblenden, dass ein nicht unerheblicher Teil von Schulkindern von einer Eltern-Lunchbox nur träumen kann. Aber daran will man jetzt am Freitagabend gar nicht denken. Die zwei Stunden heile Welt darf man sich gönnen. Und auch, wenn die Bemerkung Benjamins, eine leere Brotdose abzugeben, nur als Scherz gedacht war, spannend wäre dieses Experiment allemal. Man stelle sich das nur vor: Sozialkritische LEGO-Bauten – für das Heile-Welt-Fernsehen vielleicht dann doch zu subversiv.

Die Aufgabe fördert sodann Geschichten aus der Schulzeit zutage oder in Doris’ Fall: aus der Studienzeit. Ihre Anekdote von der Pizza im Hörsaal kann jeder Student nur bestätigen. Irgendwer mampft immer ein Stück Fast Food, um das ermüdende Schwadronieren der Professoren zu ertragen.

Das Einzige, was diese heile Welt ein bisschen zum bröseln bringt, sind das Kandidatenpaar Gary und Christin. Irgendwie will’s bei beiden zwischenzeitlich nicht so laufen und da können schnell mal die Nerven blank liegen. Dieses voyeuristische Interesse an der Verzweiflung insbesondere von Christin musste dann nun aber wirklich nicht sein. Das ist fast genauso schlimm wie die nach Drama gierenden Fernsehkameras der UEFA, die nicht davon lassen konnten, beim EM-Spiel Dänemark gegen Finnland die um ihren Mitspieler Christian Eriksen bangenden Fußballer in Nahaufnahmen zu zeigen.

Doch glücklicherweise fing sich Christin wieder – man will ja nicht an der heilen Welt zweifeln. Da lob ich mir auch Moderator Daniel Hartwich, der bewiesen hat, dass er mehr drauf hat als flache Witze zu klopfen. Seine tröstenden Worte hatten beinahe etwas Rührendes.

LEGO Masters: Es muss Wumms machen

Die Welt von „LEGO Masters“, sie ist so heil, dass man im Schnittstudio schon kreativ sein muss, um wenigstens so ein bisschen Aufregung reinzubringen. Aussagen und Szenen dabei auf fast schon lächerliche Weise aus dem Zusammenhang zu reißen, nimmt man gerne in Kauf. Ernsthaft: Fällt auf diese falschen Fährten vor der Werbepause wirklich jemand rein?

Zuweilen hat man das Gefühl, der Zweck dieser Vorschaubilder ist nicht, Spannung aufzubauen, sondern den Zuschauer zu belustigen, wie sehr man einen Wettbewerb im LEGO-Bauen künstlich aufbauschen kann. Man kommt nicht drumherum, herrlich laut zu lachen, wenn sich Garys scheinbar wütender Tritt gegen einen Noppenstein-Container einfach nur als harmloser Test entpuppt, ob das Gebaute in der zweiten Bauherausforderung beim Anrollen einer Bowling-Kugel auch wirklich zerspringt.

Wo wir schon beim nächsten Thema wären. Was für eine interessante Ironie: Die Bauwerke der Kandidaten müssen nun also nicht nur gut aussehen, sondern auch möglichst spektakulär von einer Bowling-Kugel in Stücke gerissen werden. Gebaut allein aus dem Zweck, zerstört zu werden. Dahinter eine tiefere philosophische Bedeutung zu sehen, ersparen wir uns an dieser Stelle. Damit auch nichts daneben geht, hat man eine der besten Bowlerinnen des Landes mit der Ehre anvertraut, die Klötzchenkonstrukte zum Einsturz zu bringen: Martina Beckel, Bowling-Weltmeisterin und Sportdirektorin der Deutschen Bowling-Union.

Kandidaten, die sich bautechnisch weniger talentiert einschätzten, meinten hierin genau ihre Disziplin gefunden zu haben. Instabil bauen, bloß nicht zu fest, Hauptsache: Wumms. Nur so ein Bauwerk mit Wumms-Potential zu fertigen, ist dann doch komplizierter als gedacht, wie die Teams früh genug erfahren mussten. Das Sprengen der Bauten lieferte anschließend recht eindrucksvolle Bilder, bei denen all jene auf ihre Kosten kamen, die schon immer vom zwanghaften Trieb geplagt wurden, ihre LEGO-Sammlung zu zerstören.

Und trotz der Tatsache, dass ihre Bauten dazu bestimmt waren, am Ende elendig zu verenden, hatten die Kandidaten sichtlich Freude am Zusammenstecken. Allen voran: Justin und Dominik. Bestehen noch Zweifel, dass die beiden Jungs am Ende nicht den Titel gewinnen?

Und über LEGO wird auch geredet

Freude – oder zumindest Interesse – an den dänischen Steinchen scheint man zunehmend auch bei RTL zu bekommen: Ein fast schon wahr gewordener Traum für LEGO-Geeks, so oft ging es diesmal um Bautechniken und Einzelteile. Hier freut sich Juror René Hoffmeister über das TECHNIC-Gelenk als Strohhalm-Knick bei der Brotbüchsen-Aufgabe, dort wird mit Philipp und Oliver über das perfekte Design einer Tetrapack-Schachtel gefachsimpelt und Dominik stellt in seinem Einspieler eine neue Experten-Bautechnik vor. Könnte ja glatt eine ganze Mini-Serie werden. Und Tobias und Josef erwecken mit ihrer Black-Falcon-Burg Nostalgiegefühle. Fehlt nur noch, dass die beiden Herren anfangen, einen Fachvortrag über LEGO Castle zu halten. Wir würden ihnen zusehen wollen.

Für ein Team musste es – und da ist LEGO Masters ausnahmsweise nicht heile Welt – aber wieder nach Hause gehen, in diesem Fall: Marlen und Benjamin. Den Juroren fehlte bei ihrer Einhorn-Burg die, Zitat, „Magie“, was natürlich etwas schwammig formuliert ist. Doch wie es in der friedfertigen LEGO Masters-Welt ist, gibt es natürlich keine Verlierer, sondern nur „das beste sechste Team aller Zeiten“. Trost für die beiden Kandidaten: Zu lange in der Illusion der heilen Welt zu verbleiben ist auch nicht gesund. Mal sehen, was die Realität denn so bereithält.

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Kommentare

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14 Antworten

  1. Ich muss gestehen, ich lese mir diese Kritik, bezw. die Zusammenfassung, immer gerne durch. Anschauen möchte ich mir dieses Spektakel nicht. Aber durch die Augen, oder besser gesagt, die Feder von Arnold ist es sehr amüsant und kurzweilig.

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  2. Ich habe ein Paar mal versucht, dranzubleiben und wollte mich zwingen, eine Sendung komplett anzusehen weil mich die Modelle interessieren, aber jedesmal war schon nach wenigen Minuten schluss. Ich kann mit diesen Shows einfach nichts anfangen.
    Aber gut, sie sollen “familientauglich” sein und scheinbar gehört dazu, dass es ständige Widerholungen aus vorangegangenen Sendungen, dummes Geschwafel eines Moderatorenkaspers und künstlich erzeugte “Spannung” durch Zeitschinden und nervige Sirenen gibt.
    Schade! Die Modelle selbst kommen viel zu kurz und oft hat man den Eindruck, dass die ausgedachten Geschichten drumrum mehr zählen als die Bauwerke und Bautechniken.
    Halte uns bitte weiter auf dem Laufenden. Gerne mit vielen MOC-Bildern und Infos, wer rausgeflogen ist. Nochmal will ich mir die Sendung nicht antun.

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    1. Die “Geschichten drumherum” begegnen einem ja auch in den offiziellen Lego Erzeugnissen, und sogar hier im einen oder anderen Classic Review. Ich kann damit auch nichts anfangen, aber scheinbar ist das für die angepeilte Zielgruppe sehr wichtig. Insofern kann ich nachvollziehen, dass in der Show Wert darauf gelegt wird.

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  3. Typisch RTL eben, was mich mehr stört ist dieser Dummlabernde Moderator, die vollkommen unnützen Kommentare desselbigen und zu unserem super einzigen zertifizierten Lego Master Rene kann ich auch nur sagen, er zieht sich an Kleinigkeiten hoch und hat im Prinzip schon vorab seine Wahl getroffen, dennoch sollte er erst mal seine eigenen Shop, 1000 Steine mal auf Fordermann bringen, denn der ist im Vergleich zu Brincklink echt lächerlich bestückt, aber den Dicken raushängen lassen, schönes Vorbild! Ich hatte mich auch wieder darauf gefreut, wieder mal gemerkt, dass RTL einfach der vollkommen falsche Sender dafür ist, da dieses Spektakel alleine wegen diesem dämlichen Moderator schon den Effekt eines Steinecamps bekommt, fehlt nur noch die ehemalige Lusthansa Düse Sonja Zitlow. Es ist als Lego Bastler einfach nur traurig mit anzusehen wie dieser Sensationsgesteuerte Sender unser Hobby verschandelt, inkl. seiner Teilnehmer!

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  4. 1. Der goldene Stein müsste früher gesetzt werden. So ist es ja kein Risiko ihn zu setzen.
    2. Pumba nervt und Team Pumba muß raus.
    3. Bis auf die erste Folge waren die Entscheidungen, wer gehen muß so naja…… hätte man so oder so machen können.
    4. wirklich gespannt bin ich nicht auf Folge vier aber schauen wir mal …..

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  5. Ich möchte, dass der goldene Stein bis zum Schluss bei den beiden Besitzern verbleibt, sie ihn dann setzen, in der letzten Folge einfach NICHTS bauen und dennoch Lego Master werden … 😛

    Zur Sendung ist zu sagen: Unsere Kinder (6 und 10) fiebern in jeder Folge mit und drücken ihren Favoriten die Daumen (‘die mit dem Pflanzenraumschiff’). Insofern macht RTL – völlig unrepräsentativ – alles richtig.

    Die ständigen Einspieler-Wiederholungen, die Katze und die viele Werbung nerven uns Erwachsene allerdings schon sehr.

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  6. Ich finde es total schade, dass so gut wie fest steht, wer gewinnt. So finde ich es überhaupt nicht mehr spannend. Wenn der goldene Stein nicht so übermächtig wäre (wenn man ihn z.B. vor der Jurywertung oder sogar zur Bauhalbzeit setzen müsste) und nicht in der Hand derer, die von Anfang an Favoriten waren, dann wäre das was anderes, denn dann könnte ich mit meinen Favoriten (Joseph und Tobi) mitfiebern und würde ihnen und ihrem weniger überladenen Stil echte Chancen ausrechnen – so ist es leider eine abgekartete Farce, die in der ersten Show gewonnen wurde.

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