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LEGO Masters Staffel 3 Folge 2 in der TV-Kritik: Titel. Temperamente. Klassentreffen.

Inhaltsverzeichnis

Fortsetzungen haben es nicht leicht. Im Schatten des erfolgreichen ersten Teils kommt ihnen die heikle Aufgabe zuteil, an Innovationskraft, Witz und Esprit ihres Vorgängers heranzukommen, ohne wie ein billiger Abklatsch zu wirken. Viele scheitern an dieser Herausforderung: Dass „Jaws 2“, „Rambo 2“ und „Predator 2“ schlechte Fortsetzungen mit einem Hauch von Debakel sind, ist hinlänglich bekannt.

Bei LEGO Masters war man also gewarnt. Liegt es daran, dass man in der zweiten Folge der dritten Staffel besonders auf den Putz hauen wollte, die Episode gleich zu Anfang schon als „härteste zweite Show aller zweiten Shows“ betitelte? Vielleicht.

Das kennen wir ja schon!

Fortsetzungen müssen den schmalen Grat schaffen, das Stammpublikum mit aufregendem neuen Stoff zu versorgen und gleichzeitig Neueinsteigern Sinn und Zweck des bunten Treibens näher zu bringen. Wer schon mal Fantasy-Reihen wie „Harry Potter“ gelesen hat, kennt das nur zu gut. Da können erste Kapitel gerne mal ein langatmiges Wiederkäuen vergangener Geschehen sein. Doch während man im Buch Passagen überspringen kann, ist das im linearen Fernsehen leider nicht möglich.

Und so muss man wohl oder übel über sich ergehen lassen, wie die Juroren René Hoffmeister und Elisabeth Kahl-Backes uns abermals in kleinen Einspielern weismachen, wie wichtig ihnen Bautechniken und Design sind und wie schön so ein Stockfoto-mäßiger Arbeitstag im Creator- und Classic-Team in Billund sein kann. Auch die Kandidaten wurden noch einmal ausführlich vorgestellt und dabei nahezu die gleichen Ausschnitte gezeigt, wie schon in der Folge zuvor. Immerhin ermöglicht uns das, mal näher die Sammlungen der Teilnehmer zu betrachten – in der Hoffnung, dass man bei LEGO angesichts von Alternativherstellern in den Regalen (welch Ketzerei!) nicht auf dieselbe Idee kommt.

LEGO Masters: Es knistert

Nach reichlich Vorgeplänkel, einem erneuten fast schon heroisch anmutenden Eintritt der Kandidaten und viel dramatischer Musik stand auch schon die erste Aufgabe an. Die Teams hatten fünf Minuten Zeit, so viele Steine wie möglich im Steinelager zu sammeln, um daraus anschließend ein Fabelwesen zu bauen. Der LEGO-Unfachkundige mag sich beim Anblick der Kandidaten, wie sie in Windeseile ins Lager rennen und Kisten plündern, so vielleicht einen Sommerschlussverkauf im LEGO-Laden vorstellen. Er oder sie sei beruhigt: Bei uns Fans geht es zivilisierter zu.

Der Twist dieser ersten Aufgabe ließ schließlich nicht lange auf sich warten. Die vollen Bottiche voller LEGO-Teile wurden jeweils einen Tisch weiter gereicht, was von den Kandidaten mit viel Stöhnen und Empörung quittiert wurde. Herausgekommen sind dennoch sehenswerte Modelle und so ein Maus-Robben-Mischding oder der Schnee-Minotaurus bringen einen schon irgendwie zum Schmunzeln.

Je mehr man jedoch unseren LEGO-Kriegern zusieht, desto mehr kommt einem die Truppe wie eine Schulklasse vor: Aufgaben lösen, am Ende vor die Lehrer treten und sich Lob oder Tadel abholen. Wie in einer Schulklasse üblich, wächst da auch jeder schnell in seine Rollen hinein.

Hier die Streber Justin und Dominik, die stolz ihre 1+ aus der letzten Sendung vorzeigen (der goldene Stein), auch noch Light Bricks in ihren Bauwerken verwenden, da Ingo und Adrian, die mit Mathe nicht klarkommen (oder in dem Fall: einen großen Baum zu bauen) und natürlich das Pärchen – wobei es Ärger im Paradies gibt. „So viele junge schöne Männer“, erklärt Kandidatin Doris ihre Abgelenktheit mit Blick auf den strammen Burschen Oliver. Von Daniel Hartwich auf die Koketterien angesprochen, sagt der aber den Satz der Show: „Wer ist Doris?“

Und gelästert wird in der Schulklasse auch viel: Doris’ und Olivers Maskottchen Pumbaa nervt die einen, die anderen spotten über die Rollliege, die Tobias und Josef als Sieger der ersten Herausforderung beim zweiten Wettbewerb nutzen dürfen – die sind ja schließlich schon sehr betagt, die Herren.

Irgendwie ist es dann auch bezeichnend, dass die Sendung mehr Gefallen an solchem Schulhoftratsch findet, als am Bauen selbst. Da verhärtet sich schon der Verdacht: Hält RTL dieses Hobby für so langweilig, dass man meint, nur mit dem Skandalösen, dem Unerhörten Zuschauer zu gewinnen? Scheinbar ja. Ansonsten würden in den Vorschauen vor der Werbepause nicht all die Lästereien gezeigt und Sätze aus dem Zusammenhang gerissen. Bestes Beispiel: Christins „Dass ihr euch noch hierher traut!“ in Richtung der Jury. Hui. Man könnte auf die Idee kommen, da fliegen die Fetzen. Enttäuschung für den Sensationslüsternen: Sie meinte es nur scherzhaft.

Man kann nie genug Titel tragen

Dann ging es an die zweite Aufgabe. An einem Tisch, der jeweils oben und unten mit Platten verkleidet war, sollten die Teams ein stimmiges Bauwerk bauen. Spätestens hier fragt man sich: Was ist überhaupt das Anforderungsprofil eines „LEGO Masters“? Was muss man noch für bautechnische Schikanen bestehen, damit man sich am Ende so nennen darf? Wir leben ja in einer Gesellschaft, in der schräg klingende Titel inflationär zunehmen: Head of Community Development, Finance Lead Supervising Director, Junior Engenineer of Schwarzwald-Kuckucksuhren. Was nach Bullshit-Jobs klingt, ist es meist auch, doch „LEGO Masters“ beweist: Wenn man schon den begehrten Titel erwerben möchte, muss man auch etwas dafür tun.

Einen Titel hat ja auch Juror René Hoffmeister: LEGO Certified Professional, was ja immerzu betont wird. Darunter kann man sich zunächst auch nicht wirklich etwas vorstellen. Erklärt das das skurrile Kammerspiel, in dem Moderator Daniel Hartwich den „Brickmaster“ beauftragt, für ihn einen Burger mit Pommes und Milchshake zu bauen? Als Beweis, dass der Titel nicht zu unrecht getragen wird? Oder war man in zwölf Stunden Bauzeit den Rundgängen müde und suchte nach Beschäftigung?

Wie die Kandidaten sich sodann räkeln und winden, um unten Steine anzubringen, wird wieder in einer sehr schnellen Bildabfolge gezeigt. Man müsste mal die Uhr stoppen, wie lange eine Kamerasequenz auf dem Bildschirm verbleibt, bevor die nächste eingeblendet wird. Falls eine Stoppuhr das überhaupt messen kann, so zügig erfolgen die Wechsel. Davon kann einem ja fast sogar ein wenig schwindlig werden. Und wie grotesk das rüberkommt, weiß jeder, der schon mal selbst gebaut hat. Mit LEGO werkeln, das ist ein langsamer, fast schon meditativer Prozess, ihn mit dramatisierenden Musikeinlagen zu untermalen wirkt ein bisschen wie eine Karikatur.

Und so ist auch der härteste Schultag geschafft, am Ende gibt es Zeugnisse, die Klasse wird versetzt, bis auf: Ingo und Adrian. Was schade ist, denn besonders Adrian mit seinen flapsigen Sprüchen hat diesem aufgebauschten, auf Sensationsgier getrimmten Konstrukt eine herrliche Leichtigkeit verpasst. Vielleicht haben sie in einer anderen LEGO-Schulklasse ja mehr Erfolg. Da sind die Lehrer dann womöglich auch nicht so streng.

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Kommentare

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14 Antworten

  1. Die erste Challenge „Steinchen wechsel dich“ hab ich sehr genossen und mit Freude verfolgt, gerade auch weil man nur 5 Minuten Zeit im Steinelager hatte. Die zweite Challenge (Upside Down) war natürlich aufgrund des vielen Video-Materials (12 Std je Team) sehr arg komprimiert und trotzdem saß ich auch da mit Spannung vor dem TV. Die Ideen der Kandidaten waren gut und originell. Nur es zeigte sich auch hier, dass Leute die gut bauen können, es unter Zeitdruck vll. nicht so gut können. Die Show selbst müsste einfach länger sein, damit die Bauten auch ausführlicher gezeigt werden können und weniger Szenen geschnitten werden (wohl das Hauptkriterium #1 unter den Zuschauern). Die 2 Stunden vergingen quasi wie im Flug. Freue mich schon auf die kommende Folge.

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  2. Dass das Pumba-Pärchen nicht raus geflogen ist, ist mir ein Rätsel. Mit welcher Begründung am Ende entschieden wird, wäre schon sehr interessant. Es wird zwar kurz angeschnitten woran es hadert, aber die Finalentscheidung wird nicht erklärt. Ingo und Adrian hatten zwar Schwierigkeiten, haben diese aber gut abgewandelt und auch wenn der untere Anbau noch Luft nach – in diesem Fall- unten gehabt hätte, haben die anderen das Thema eigentlich verfehlt. Die Katze war zwar nett gemacht, aber das war auch schon der einzige Blickfang. Wie auch immer, mir kam das letztes Jahr schon relativ willkürlich vor.

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    1. Der Inhalt der Begründung fiel wahrscheinlich, wie auch schon letztes Jahre, dem Schnitt zum Opfer. Das hat Rene Hoffmeister jedenfalls nach der ersten Sendung 2020 bei Henry im After Talk erklärt. Irgendwie muss man eben die ganze Drehzeit auf 1,5 Stunden runter bekommen. That´s Life. Und wer sich mit dem Lego Thema nicht auskennt, der weiß halt nicht worauf es ankommt und schwupps verschwindet das Detail im digitalen Mülleimer.

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    2. Wieso das Pumbaa-Pärchen nicht rausgeflogen ist? Ganz einfach, weil die Katze noch ein ganz kleines bisschen schöner war als der hässlichste Baum, der je aus LEGO-Steinen gebaut worden ist.

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      1. Vielleicht auch einfach, weil das Katzenpaar so schön nervt. Die nervigen Kandidaten fliegen ja auch bei Castingshows nicht am Anfang raus, sondern erst so Richtung Hälfte oder zweites Drittel der Staffel, damit man ein bisschen Drama zeigen kann und die Leute sich aufregen können.

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  3. Bei einem „Finde den Fehler!“ wäre natürlich das RTL-Logo das herausstechende Merkmal, aber man sollte wohle bei derartigen Formaten generell keine Wunder erwarten. Auf anderen Sendern wär’s prinzipbedingt auch nicht besser. Das ist eben Gaffer-Fernsehen und wird ausdrücklich nicht explizit nur für AFOLs gedrechselt. Im Großen und Ganzen ist es dafür auch okay, egal wie viele Bullshit-Titel da durch die Luft fliegen und wie sehr einem manche Kandidaten mit ihrem Kater-Tick gegen den Strich gehen. 😉 Bei den Challenges haben mich eher die technischen Defizite gestört, sowohl die in sich zusammenrutschenden Kreaturen bei Runde 1 als auch die wenig effektive Ausnutzung des Upside-Down-Prinzips in Runde 2. Da hätte man sicher noch einiges rauskitzeln können und manche Konstruktionen hätten noch eindrucksvoller wirken können, wenn die Schwerkraft da nicht so dazwischen gefunkt hätte…

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  4. Wenn es nach mir ginge sollte RTL mehr vom bauen selbst und weniger “rumgealber” zeigen. Und damit meinte ich noch nicht mal den Burger, den Rene bauen sollte. Der sah wenigstens gut aus.
    Aber generell ist viel zu viel, sorry aber, sinnloses “Hartwich-gelaber” drin (inklusive Beleidigungen von allen die sich in dem alter noch mit Lego beschäftigen. Wie kann man nur…) und auch so Sachen wie die im Artikel erwähnte “Wer ist Doris?” braucht es mMn nicht. Aber naja, ist halt RTL…

    Ansonsten fand ich die Show wieder recht spannend, vor allem was die Lego Modelle angeht ;).
    Bei der Anfangschallange hätte ich mir gewünscht, dass sie den Teil mit den Eimer-Tausch weglassen, schließlich ist es auch so schon Herausforderung genug nur die Legoteile die man braucht vorher ohne großartige Planung aus dem Lage zu holen. Und gerade hier hätte mich schon interessiert, wie die einzelnen Kandidaten das geschafft hätten, denke mal da hätten schon viele geflucht, dass sie die Teile vermisst hätten.
    Und so war es halt ein Stück auch Glücksache, was für Teile sie gehabt haben. Und gerade im Hinblick darauf fand ich den Minotaurus wirklich sehr gut gelungen.

    Was die Hauptbauten angeht fand ich gab es drei starke und drei schwächere Bauwerke. Bin auf jeden Fall schon gespannt auf nächste Woche.

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  5. Danke für den sehr lesenswerten Artikel.

    Schade fand bzw. finde ich. dass auf die Ideenfindungs- und Planungsphase in der Sendung kaum eingegangen wird. Denn gerade dieser Teil (man sieht ja auch immer wieder Notizblöcke vor den Kandidaten auf den Tischen liegen) würde mich sehr interessieren.

    Und ja, auch die eine oder andere Bautechnik könnte man den Zuschauern näherbringen (“Bautechnik des Tages” 😉 ).

    Aber das bleibt wohl Wunschdenken, denn es wird wohl eher seitens RTLs bei der seichten Abendunterhaltung bleiben.

    Und ja, auch ich hätte das Kater-Team rausgeworfen 🙂

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  6. Spannend, der Autor des Artikels, hält es auch nicht für nötig auch nur 2 Worte zu den Bauwerken zu verlieren…. nur mal so …

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    1. Die haben RTL ja auch nicht interessiert, wenn man mal so zusammenrechnet, wie oft die Kamera mal wirklich die Bauwerke in den Blick genommen hat. Da muss man schon Standbild machen, wenn mal mal ein Detail wirklich sehen will.

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  7. Die Pumbaholica sind Kanidaten für die nächste Runde um sie auf die Katzenklappe zu stellen, sollten sie nochmal mit ihrem Pumba-WAHN anfangen und nichts im Sinn haben als Katzenhaare auf der Couch.

    Die gut gelunge Katzenstatue, das muss man ihnen lassen ….war besser als der brennende Busch, auch wenn man ihm göttlche Kräfte zusagte, so war die heidnische Bastet in der Zeit der Not doch mit ihren alpinen Jüngern, aber das Eis wird dünner und es fehlt nur das Gewicht eines Kitten um das Päarchen einstürzen zu lassen….

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