Seit dem 1. Juni gibt es eigentlich für viele nur noch ein Thema – der Bugatti Chiron! Ein großes neues Modell aus der LEGO Technic Reihe, welches mich mal wieder inspirierte an meinen Schrank zu gehen und den „Bugatti“ der 80er Jahre heraus zu holen und aufzubauen. Denn LEGO hat auch schon vor 30 Jahren große Sets entworfen – unter anderem das Test Car (8865) von 1988, welches ich euch heute einmal genauer vorstellen möchte.
Die Verpackung
Die Box kommt recht kompakt daher und hat die Maße 48 cm in der Breite, 29 cm in der Höhe und 10 cm in der Tiefe. Der klassische Karton hat einen Klappdeckel, welcher nach dem Öffnen vier Sichtfenster bietet.
In dem Karton befinden sich wiederum zwei transparente Plastik-Inlays für diverse besondere Einzelteile zur Präsentation sowie ein großer roter stabiler Innenkarton mit zusätzlichen Verstrebungen, für die Abgrenzung der einzelnen Fächer. Insgesamt ein schön gestaltetes sortiertes Innenleben.
Auf der Rückseite befindet sich nur das B-Modell des Sets und zusätzlich ein paar technische Highlights wie die Lenkung und das Differenzial.
Die Bauanleitung und die Beilagen
Die alten Bauanleitungen der Technic Sets haben es in sich! Ich persönlich mag diese Art des Bauens, denn hier ist wirklich Konzentration notwendig – man hat für die knapp 900 Teile nur 24 Bauabschnitte, welche sich auf 23 Seiten verteilen, zur Verfügung. Im zweiten Teil des Heftes kann man dann noch das B-Modell in 25 Schritten bauen. Und zu guter Letzt gibt es noch in vier Schritten die Anleitung, wie man das B-Modell zusätzlich mit dem 4,5V Set (8700) ausrüsten kann.
Eine Hilfe gab es aber, im Gegensatz zu den bereits von mir vorgestellten Piratensets: Die Teile, die man für den Bauabschnitt benötigt, werden vorgeben. Mein persönliches Highlight ist dabei Bauschritt 18 – der Motorblock, wo man mit der Teilesuche fast länger beschäftigt ist, als mit dem Bauen selbst.
Die Rückseite bietet praktische Tipps für den Technic-Bauer, wie man diverse Teile wieder auseinander bekommt, denn das ist u.a. bei den Technic-Pins nicht ganz so leicht wie heute (näheres dazu später).
Zu dem Set gab es neben der Bauanleitung noch zwei weitere Beilagen. Das typische Service-Heft für die Nachbestellung diverser Einzelteile sowie ein großartiges Poster, mit etwas Werbung in eigener Sache auf der Rückseite.
Die Bauphasen
Eins vorne weg, das Bauen macht wirklich Spaß und man wird immer wieder gefordert und ich habe selbst gemerkt, eine Unachtsamkeit und man hat was vergessen.
Auf dem Titel der Bauanleitung wird kurz dargestellt, wie man die unterschiedlichen langen Kreuzachsen abmessen kann, denn eine jeweilige 1:1 Darstellung wie in heutigen Anleitungen gibt es auf den folgenden Seiten nicht. Als weitere kleine Schwierigkeit haben die Kreuzachsen alle nur eine Farbe – schwarz! Dann kann der Bauspaß aber losgehen und man beginnt bereits im ersten Bauabschnitt mit der Vorder- und Hinterachse sowie dem Mittelteil. An sich beginnen die ersten Schritte recht unspektakulär, im fünften Bauabschnitt kommt ein erstes kleines Highlight mit der „Steuerung“ der Klappscheinwerfer.
Die folgenden Bauschritte beschäftigen sich dann mit dem Einbau des Differenzials, den ersten Vorbereitungen für die spätere 3-Gang Schaltung, der einzeln gefederten Aufhängungen der Achsen, der Lenkung und der verstellbaren Sitze für Fahrer und Beifahrer.
Nun hat man die Hälfte der 24 Bauabschnitte geschafft.
In den nächsten fünf Schritten werden die Achsen samt Aufhängungen fertig montiert, die Gangschaltung wird ebenso komplettiert und die Klappscheinwerfer bekommen ihre „Augen“. Damit ist das Chassis des Modells gelegt, was noch fehlt, sind Motor sowie die luftige Karosserie.
Nun kommt das Herzstück des Test Cars – der Motor! Wie Anfangs schon angedeutet, eines der Highlights beim Bauen Sets. In Schritt 18 wird der komplette Motor in acht Unterschritten fertig gebaut. Man beginnt mit dem Bau der Kolben und Pleuel, welche sich doch arg von den heutigen Teilen unterscheiden.
Man nutzte halt, was es damals an Teile gab und es funktionierte am Ende auch. Wenn man dann die acht Unterschritte geschafft hat, liegt er dann vor einem – der fertige vier Zylinder starke Motor mit zwei fetten gelben Auspuffrohren – das sieht schon nach „mehr“ aus.
Nun kann die „Hochzeit“ mit dem Chassis stattfinden und das 3-Gang-Schaltgetriebe ist voll einsatzbereit. Anschließend geht es an die Verkleidung des Test Cars. Eine Frontstoßstange, ein Heckflügel und die ersten Elemente der angedeuteten Karosserie.
In den letzten zwei Schritten baut man noch die blauen Sitze, das Lenkrad wird montiert und schlussendlich die Reifen angebracht und fertig ist das LEGO Technic Test Car!
Das Modell
Im zusammengebauten Zustand misst das Modell nun 47 cm in der Länge, 25 cm in der Breite und 17 cm in der Höhe. Damit ist es nicht nur recht groß, sondern es warten auch einige technische Spielereien auf den Käufer des Sets.
Fangen wir bei den Doppelscheinwerfern an, die man mit Hilfe eines Hebels neben dem Fahrersitz hoch und runter klappen kann. Für mich schon ein kleines, aber feines Highlight des Sets. Ähnlich machte es LEGO 1994 noch einmal beim 8880 Supercar.
Die Vorderachse ist einzeln gefedert sowie natürlich lenkbar! Dies geschieht nur durch das Lenkrad, es gibt keine „hand of god“ Steuerung, welche hier aber auch nicht notwendig ist, denn das Lenkrad lässt sich sehr einfach erreichen – Vorteil der Luftigkeit.
Der Innenraum bietet, neben dem Lenkrad, den erwähnten Hebel für die Klappscheinwerfer (roter Kegel) sowie die voll funktionstüchtige 3-Gangschaltung (blauer Kegel). Die leicht angedeuteten Sportsitze lassen sich mit Hilfe von Zahnrädern nach vorn oder hinten verschieben. Kleiner Nachteil, es ist alles sehr leichtgängig, es gibt keinen Einrastpunkt, so dass sie immer mal wieder von allein hin und her rutschen. Aber allein, dass diese simple Funktion vorhanden ist, ist klasse. Die Rückenlehnen und Kopfstützen lassen sich mit Hilfe von Scharnieren ebenfalls verstellen.
Die Hinterachse ist natürlich auch einzeln gefedert und muss den schweren Motor tragen. Je nachdem welcher Gang eingelegt ist, bewegen sich die Zylinder schneller oder langsamer, zudem ist für die Kühlung ein einfach gebauter (aus vier 1×2 Plates) Ventilator verbaut, der sich natürlich bei Bewegung mit dreht.
Schaut man sich das Modell von unten an, ist noch einmal die simple Konstruktion zu sehen, aber dank zahlreicher normaler Basic Plates, die immer mal als Zwischenlage fungieren, ist das Set steif verbaut.
Und egal wie man das Auto dreht – man hat immer den vollen Blick auf die wichtigsten Techniken, die LEGO mit diesem Set zeigen möchte.
Wenn wir nun mal auf die besonderen Teile schauen, stellen wir fest, es sind eigentlich nicht so viele – als würde man noch in den 80er oder 90er leben. Für die heutige Zeit entdeckt man doch vieles, was sich heute der ein oder andere Fan vielleicht wieder zurück wünschen würde. Zuerst fallen natürlichen die riesigen Reifen auf, welche aus Vollgummi sind!
Weiter geht es dann mit einem Teil, wo man sagt: „Moment mal, das kenne ich doch aus dem Porsche oder dem Bugatti“. Richtig, das Lenkrad! Es ist das gleiche Lenkrad und kam mit dem 8865 neu auf dem Markt. Ebenso neu war ein spezielles weißes Gelenk für die Vorderachse, was es so nur noch in zwei weiteren Sets in den 90ern gab. Ansonsten sind die bereits erwähnten schwarzen Kreuzachsen sehr markant, sowie dass sämtliche Zahnräder im einheitlichen alt-hellgrau gehalten sind. Einen Allfarblori sucht man in diesem Set vergeblich.
Die klassischen Stopper mit Kreuzloch und gezacktem Rand kennt man ja sicher noch, aber die schwarzen Pins sind doch etwas anders als ich sie bisher kannte. Sie haben sechs längs durchlaufende Erhebungen, welche beim Reindrücken in einen Technic-Brick nicht das typische „Click“ machen, sondern sie schieben sich einfach nur schwerer rein. Problem beim Rückbau ist – sie gehen leider auch sehr schwer wieder raus. Ohne Hilfe habe ich fast keinen Pin mehr herausbekommen. Rechts zeigt den original Pin aus dem Set, der Linke ist ein heutiger moderner Pin.
Mein Set wurde im Dezember 1990 gekauft zu einem Preis von 149 DM. Dies entspricht einem Teilepreis von ca 16,5 Pfennig. Nun kann sich wieder jeder selbst ein Bild machen, ob heute alles teurer ist oder nicht.
Mein Fazit
Kommen wir nun langsam zum Ende und mit ein paar abschließenden Worten. Das Set zeigt mit einfachen Mitteln jede Menge an klassischen Technikfunktionen. Der eine mag die offene Bauweise, der andere wird eher den Bugatti oder den Porsche vorziehen. Mir persönlich gefällt beides. Der Reiz des alten Sets ist für mich eindeutig der Aufbau, denn der macht deutlich mehr Spaß und ist eine Herausforderung anders als zum Beispiel beim Porsche. Da ich den Bugatti nicht zur Verfügung habe, noch ein paar abschließende Bilder vom roten Vater und orangem Sohn.