Ihr werdet euch vielleicht wundern, warum ein Set aus dem Jahr 2010 bei uns schon als Classic Review vorgestellt wird? Weil das LEGO Imperial Flagship (10210) einfach am Besten in diese Kategorie passt und schon länger nicht mehr beim Spielwarenhersteller zu kaufen ist. In dem Buch Great LEGO Sets Visual History aus dem DK Verlag wird das Schiff ebenfalls vorgestellt. Der Designer Raphael Pierre Roger Pretesacque erzählt hier, dass er sich rund eine Woche lang bei den Fans umgehört hat, was sie an einem LEGO Schiff so alles lieben würden. Ich fand die Anekdote sehr interessant und wie es scheint, wurde dieses Modell besonders für AFOL gemacht.
Die Verpackung
Die Box ist ca. 57x47x8,5 cm groß. Zum Vergleich: Das entspricht ungefähr der Größe der meisten Modular-Haus-Verpackungen.
Auf dem Bild sieht es so aus, als ob das Schiff schwimmen kann, dem ist aber nicht so! Oben rechts sind auf einem kleinen Foto die Maße des Modells angegeben: 75cm lang und 60cm hoch. Das klingt nicht nur groß, das Imperial Flagship ist riesig.
Auf der Rückseite sind wie üblich viele Detailbilder mit Spielszenen abgebildet. Das fertige Modell wirkt für mich auf dem Deck etwas karg, aber dazu später.
Der Inhalt
Ich habe das Set gebraucht gekauft, deshalb kann ich über die Anzahl und Nummerierung der einzelnen Beutel mit den Teilen nichts sagen. Anhand der Bauanleitung gehe ich aber davon aus, dass hier nichts nummeriert wurde.
Mir gefällt die Suche nach den benötigten Teilen, deshalb sortiere ich auch nichts vor und empfinde es auch nicht als Nachteil, wenn alle Teile wird durcheinander auf einem Haufen liegen. Insgesamt sind es 1.664 Teile. Laut dem Great LEGO Sets Buch hat der Designer am Schluss zwei Teile hinzugefügt, um auf diese Zahl zu kommen. Er ist Franzose und wollte so an das französische Bier Kronenbourg 1664 erinnern.
Die teuersten Teile sind natürlich die Segel. Sieben große für die Hauptmasten und ein kleineres für den Bug. Wenn Ihr euch dieses Set gebraucht kaufen wollt, achtet unbedingt auf diese Teile. Sind diese verdreckt oder verfärbt, dann lasst es lieber. Ich befürchte, eine Runde in der Waschmaschine würden sie nicht überleben.
Die Bauanleitung
Es sind zwei, im Vergleich zu aktuellen Anleitungen, relativ dünne Hefte dabei. Jeweils mit 72 bzw. 84 Seiten. Der Bau wird in drei Abschnitte aufgeteilt: der Rumpf die vorderen Masten und das Heck mit Kapitänskabine.
Was mich beim Zusammenbauen die ganze Zeit gestört hat, ist die schlechte Farbqualität der Bauanleitung. Schwarze und dunkelbraune/dunkelgraue Teile sind fast nicht zu unterscheiden.

Die Minifiguren
Insgesamt sind neun Minifiguren dabei. Wie zur damaligen Zeit üblich, sind bis auf die Dame nur die Torsos bedruckt. Die Dame ist auch die einzige Figur mit zwei Gesichtern.
Alle Torsos sind beidseitig bedruckt und bringen viel Zubehör mit.
Die Soldaten unterscheiden sich nur durch die Gesichter.
Der Zusammenbau
Begonnen wird mit dem Rumpf. Durch die großen Formteile kommt man schnell voran. Das Schiff wird dadurch auch sehr stabil.
Schnell werden die Ausmaße des Modells ersichtlich. Auf jeder Seite ist Platz für vier Kanonen. Mitgeliefert werden aber nur vier, Ihr müsst euch also entscheiden, auf welcher Seite ihr die Gegner bekämpft. Im Heck ist die Küche mit einem Grill, auf dem Geflügel gebraten wird. Am Bug ist eine Tür, die zum Kerker führt und wo auf den Gefangenen schon eine Ratte wartet. Sehr schöne Details, die mir sehr gut gefallen.
Das Ruder ist beweglich, aber leider nicht vom Steuerrad aus. Hier könnt ihr sehr schön die dunkelbraunen Teile sehen, viele wurden extra für dieses Schiff so eingefärbt. Das ist auch ein Grund für den hohen Preis, der für dieses Set mittlerweile aufgerufen wird.
Nach dem Bau des ersten Abschnittes war mir klar, warum mein bescheidenes Fotostudio wieder an seine Grenzen kommt. Ich bitte deshalb die teilweise schlechte Ausleuchtung zu entschuldigen.
Nun geht es mit dem vorderen Teil des Schiffsdecks weiter. In den Masten werden 32er Technic Stangen eingearbeitet, das macht sie sehr stabil. Das dunkelgraue Gitter kann selbstverständlich aufgeklappt werden.
Der Bau geht eigentlich schnell voran, wenn ich nicht immer wieder durch die schlechte Farbwiedergabe der Bauanleitung durcheinander gekommen wäre. Was mir auch gefehlt hat, sind ungewöhnliche Bautechniken. Da hätte ich mir die eine oder andere bautechnische Überraschung gewünscht.
Das Heck beinhaltet die Kabine des Kapitäns. Hier sind viele tolle Details enthalten. Natürlich mit der Orgel als Highlight. Auf 75 cm Länge ist natürlich auch genügend Platz für Details.
Gegenüber der Orgel ist ein Schrank mit einer Landkarte und einer geheimnisvollen Flasche. Ein super Set zum Spielen und Fantasie ausleben. Aber wer lässt schon bei einem heute rund 600 Euro teuren Sammler-Set die Kinder ran…
Zwei Türen führen in die Kabine. Auf dem Deck ist leider nur das Steuerrad, sonst nichts. Das finde ich sehr schade. Hier sind entweder die Teile ausgegangen oder die Ideen. Die Seiten, der Bug, das Heck und die Masten sind absolut toll gestaltet. Wenn ihr aber von oben auf das Deck schaut, dann wirkt es so, als ob etwas fehlen würde. Jedenfalls ist das mein Eindruck.
Natürlich kann das mit den vielen Minifiguren gut kaschiert werden.
Von dieser Seite ist das Schiff nicht ganz so schön, weil das vordere Segel nur auf einer Seite bedruckt ist und hier auch der Anker fehlt, den man aber zur Not auch auf beiden Seiten anbringen könnte.
Der Anker kann übrigens mit der Kette und einer Kurbel an Deck hoch und runter gehoben werden. Alle Schießscharten haben eine blaue Verschlussklappe. Überhaupt sind die Seiten des Rumpfes sehr schön verziert.
Aus jeder Perspektive eine Augenweide! Die hinteren Fenster sind auf Scharnieren und können heruntergeklappt werden.
Durch die modulare Bauweise können die zwei Decks leicht abgenommen werden. Anfangs hatte ich bedenken wegen der Stabilität, diese ist aber total unbegründet.
Mein Fazit
Als ich das Imperial Flagship das erste Mal bei der Eröffnung des LEGO Museums in Binningen bei Basel aufgebaut gesehen habe, war es um mich geschehen. Dort steht es neben anderen LEGO Piraten-Schiffen, die alle winzig dagegen wirken. Da es bei LEGO derzeit kein Segelschiff zu kaufen gibt, hier viele Teile exklusiv sind und teils häufig verwendet werden, ist der Preis für ein ungeöffnetes LEGO Imperial Flagship auf dem Zweitmarkt mittlerweile über die 600 Euro Marke gerutscht. Für den damaligen UVP von 149,99 Euro würde es jetzt wohl jeder gerne nehmen.
Ich habe beim Bau des Sets ein wenig spektakuläre Bautechniken vermisst. Auch das Deck ist mir persönlich zu karg. Aber der Rest! Die Kabine, unter Deck der Kanonenraum, die Küche und so weiter sind wirklich toll gemacht. Hier hat der Designer den durch die schiere Größe vorhandenen Platz bestens genutzt. Von einem Rebrick würde ich euch abraten, da alleine schon die Segel mit rund 100 Euro zu Buche schlagen und das ist nur der Anfang …
Steckbrief:
Artikelnummer: 10210
Set- Name: Imperial Flagship
Baureihe: Advanced Models
Teilezahl: 1.664
Erscheinungsjahr: 2010
Altersfreigabe: ab 14 Jahre
Verkaufspreis: 149,99 Euro
9 Antworten
Für mich auch eines der schönsten Sets was Lego je raus gebracht hat . Würde mich freuen wenn sie sowas in anderer Form wieder auflegen würden . Damals im Legoland habe ich es für 120€ bekommen.
Vielen Dank für die nette Kritik. Das Schiff würde auch bei uns die Segel setzen können: Piraten fehlen aktuell bei Lego. Mal sehen, welche Themen in den kommenden Jahren wieder aufgelegt werden.
Immerhin ist EIN Pirat bei der PIRATENachterbahn enthalten… 😉
dafür das die Achterbahn so bezeichnet wird, sind sehr wenig Piraten dabei…
Vielen Dank für diese klasse Vorstellung! Dieses Set war damals der Grund am Lego VIP Pogramm mitzumachen. Denn beim Durchschlendern in den Riem Arcaden war es im Schaufenster zu sehen. Da Lego Schiffe und Burgen meine Leidenschaft sind und leider die Schiffe nach 1996 nicht meinen Geschmack getroffen haben, war ich hell auf begeistert, bin rein und gekauft. Gleichzeitig hat die nette Verkäuferin mur das Lego VIP Pogramm vorgestellt, schmackhaft gemacht und ich habs abgeschlossen. Das Aufbauen war genial, da ich bis zu diesem Zeitpunkt kein Set in dieser Größe besaß. Es war auch der Grund alle meine anderen Schiffe vom Speicher zu holen, aufzubauen und zu vervollständigen. Danach standen neun Schiffe aufgebahrt nebeneinander in meinem Arbeitszimmer. Ein Hingucker…Seit dem warte ich auf ein weiteres…da die Silent Mary meinen Erwartungen nicht getecht wurde. Auch wenn es mir gefällt.
Die Segel sind doch gar nicht so arg teuer. Die großen gibt es bei BrickLink neu für um die 5€ pro Stück, lediglich das kleine kostet ca. 20€. Die teuersten Elemente im Set sind vielmehr die großen Säulen (6168c01), die einzeln ab etwa 25€ pro Stück zu haben sind.
Ansonsten guter Bericht. Wie so viele andere große Sets kam wohl auch dieses Schiff 2-3 Jahre vor der ganz großen LEGO-Euphorie und hat daher im Produktionszeitraum nicht so viele Käufer gefunden wie vielleicht erhofft. Wäre schön, wenn LEGO sich trotzdem in baldiger Zukunft zu einem Nachfolger in ähnlicher Größe und Ausstattung durchringen könnte.
Super schönes Set… Hoffen wir einfach mal, das Sie endlich mal wieder ein neues Segelschiff rauskommt, so viele Wünschen sich das, aber NEIN lieber Overwatch und co. umsetzen. Wikinger wären auch mal wieder dran und Western so oder so… wird alles links liegen gelassen, schade.
“Da es bei LEGO derzeit kein Segelschiff zu kaufen gibt”
Das ist nicht ganz richtig da es ja noch die Destinys Bounty aus dem Lego Ninjago Movie gibt. Aber so ein echtes Piraten Schiff hatten wir ja schon seit 2015 nicht mehr.
Hallo,
bei einem Segelschiff dachte ich eigentlich auch an ein klassisches Segel- oder Piratenschiff. Da ist mir der Ninjago Flugsegler doch tatsächlich durchgerutscht.
Gruß
Wolfgang
Ich persönlich finde das Set im Allgemeinen nicht so toll. Die Gesamtform des Schiffs sieht in meinen Augen irgendwie seltsam aus, vor allem das Heck, wo die Kajüte einfach viel zu hoch für ihre “Kantigkeit” und Breite ist. Ich zumindest habe da das Gefühl, dass der Designer sich nicht wirklich ein paar echte Segelschiffe genau genug angeschaut hat.
Beim genaueren Hinsehen gefallen mir auch einige kleinere Sachen nicht: Die Masten stehen ziemlich dicht. Man hätte kleinere und größere Segel verwenden sollen. Je höher das Segel, desto kleiner sollte es sein, v.a. in der Breite, Höhe ist nicht ganz so schlimm. An den hinteren Mast sollte ein Gaffelsegel oder man könnte zumindest andeuten, dass dort eins hingehört. Die Bordwand ist meiner Meinung nach zu kitschig, sie sollte glatter sein. Und Takelage gibt es auch keine.
Die Black Seas Baraccuda und der Skull Eye’s Schooner haben das, was v.a. die Gesamtform dieser beiden betrifft, ihren Job, ein Segelschiff aus dem 17. oder 18.Jahrhundert darzustellen, deutlich besser gemacht. Die Pirates of the caribbean Schiffe haben ebenfalls das besser gemacht, auch wenn v.a. an der Queen Anne’s Revenge ziemlich viel Kitsch dran ist.
Die Brickbeard’s Bounty hat das gleiche Problem nur noch verschärfter, dort ist die Kajüte praktisch ein Würfel, der einfach hinten auf das Heck draufgesetzt wurde, beim Imperial Flagship war es ja noch etwas abgerundet.