Viele von euch kennen vielleicht die Seite rebrickable. Hier laden talentierte AFOL ihre eigenen Kreationen digital hoch. Dort könnt ihr dann eine detaillierte Bauanleitung nebst Teileliste und wenn nötig, eine Vorlage zum Druck des Stickerbogens herunterladen. Selbstverständlich möchten die Ideengeber etwas Geld für diesen Service. Die LEGO Teile dazu dürft ihr euch dann selber besorgen oder die aus dem eigenen Bestand verwenden. Klingt mühsam, ist es auch. Aber es macht wahnsinnig viel Spaß, einfach einmal ausprobieren! Jetzt sind mir in letzter Zeit einige chinesische Hersteller aufgefallen, die genau diese Modelle im Programm haben. Alle Teile in einer Box, Bauanleitung dabei und gegebenenfalls Stickerbogen. Eine feine Sache dachte ich und vielleicht auch ihr. Stutzig bin ich erst geworden als vor kurzer Zeit folgende Bekanntmachung auf einer Facebook Seite stand:
„OFFIZIELLE ANKÜNDIGUNG Dank euch haben wir die Information erhalten, dass eine chinesische Steinefirma zwei unserer Module kopiert und veröffentlicht hat, nämlich Viktor’s Lab und Old Town Pub. In diesem Fall fühlen wir uns verpflichtet, euch zu versichern, dass wir bei keinem Projekt mit diesem Unternehmen zusammengearbeitet haben und ihnen KEINE Lizenz zur Veröffentlichung eines unserer Module erteilt haben. Situationen wie diese sind immer sehr frustrierend, vor allem, weil wir nur zeigen können, dass es sich bei diesen Projekten um unsere handelt. Ihr könnt uns dabei unterstützen, indem ihr überall dort, wo ihr Diskussionen über diese neuen chinesischen Modulars seht, Informationen über Brickative und Links zu unserem Shop oder unserer Facebook-Fanpage gibt. Solange ihr uns unterstützt, indem ihr unsere Anleitungen kauft, uns Nachrichten, Fotos und Videos sendet, uns auf AFOL Ausstellungen präsentiert oder in Medien jeglicher Art über uns sprecht, solange wir glauben, dass das, was wir tun, notwendig und wichtig ist. Agata und Łukasz“
Die Übersetzung ist mit Google etwas holprig, ihr könnt es aber auch auf deren Facebook Seite im Original nachlesen. Hier geht es um zwei Modular-Häuser, die Agata und Lukas entworfen haben und deren Anleitungen auch auf ihrer Seite käuflich zu erwerben sind. Die Modular-Haus-Kreationen sind in der AFOL-Szene sehr beliebt, da sie richtig schön sind. Brickative hat weder eine Zusammenarbeit mit dem chinesischen Hersteller, noch haben sie in irgendeiner Form die Erlaubnis gegeben, ihre Kreation so zu vermarkten. Daraus ergibt sich natürlich auch keinerlei Entlohnung für sie. Den ganzen Profit, der natürlich höher ist, als wenn sich der Hersteller selber Gedanken machen muss, steckt der Nachahmer ein.
Ich habe da mal nachgefragt …
Aufgrund dieser Stellungnahme haben wir in der Szene einmal gezielt nachgefragt. Hier möchte ich mich schon einmal bei allen bedanken, die ich angeschrieben habe. Alle haben sofort geantwortet und bereitwillig über ihre Erfahrungen Auskunft gegeben. Bis jetzt haben es die Geschädigten vermieden, damit an die Öffentlichkeit zu gehen.
Nachdem ich Nathan Thom von der Seite Rebrickable angeschrieben hatte, kam folgende Nachricht von ihm, die Antwort wurde auch von Google übersetzt, der originale Wortlaut liegt mir vor.
„Hallo Wolfgang, wie du sagst, gibt es viele MOCs, die auf chinesischen/russischen Webseiten verkauft werden. Ich glaube, die meisten davon sind ohne Erlaubnis der MOC-Designer, aber einige sind es. Vielleicht haben mich 2 oder 3 Seiten um Erlaubnis gebeten, aber ich sage ihnen immer, sie sollen sich an die MOC-Designer wenden, da es sich um ihre Kreationen handelt. Es gibt auch Webseiten, die ich ausdrücklich angewiesen habe, die kopierten Inhalte zu entfernen, aber sie ignorieren mich einfach. Da kann ich nicht viel machen.
Rebrickable wird mit diesen Seiten niemals ein Geschäft abschließen, die MOCs auf Rebrickable gehören den Designern, nicht mir. Einige Designer haben Geschäfte mit diesen Websites gemacht, aber ich kann mich an keine bestimmte Personen erinnern. Ich habe allerdings mehr Geschichten gehört, in denen die Designer nicht um Erlaubnis gefragt wurden.“
Diese Antwort ist doch sehr ernüchternd. Mir scheint in Fernost schert sich niemand um Urheberechte. Mir war bekannt, dass Luca Rusconi aka RoscoPC mit einer chinesischen Firma einen Deal damals über zwei Formel 1 Wagen abgeschlossen hatte.
Ich habe bei ihm angefragt, wie es zu diesem Deal kam.
„Ich habe Klon-Bausteine nie persönlich überprüft oder getestet, aber mir wurde gesagt, dass die Qualität akzeptabel ist (und ich habe viele gemischte Rückmeldungen dazu gesammelt). Meine ursprüngliche Absicht war es, eine billigere Option für diejenigen anzubieten, die eines meiner Modelle bauen möchten, sich aber die Kosten für LEGO-Teile auf dem Sekundärmarkt nicht leisten können (du weißt, was ich meine).“
Auf die Frage, ob dann alles sauber gelaufen ist, kam nach einigem zögern folgende ernüchternde Antwort:
„Wir haben nur 50% Vorauszahlung erhalten und trotz eines schriftlichen und unterschriebenen Vertrags (bei dem ich viele Änderungen angefordert und erhalten habe, um die Haftung beider Parteien besser zu definieren) haben sie die endgültige Zahlung monatelang ohne Begründung verzögert und sind dann ohne weitere Antwort auf unsere E-Mails verschwunden .“
Das klang alles nicht besonders nett. Er hat mich noch an Firas Abu-Jaber verwiesen. Er hätte noch viel schlechtere Erfahrungen mit den Fernost Klon-Produkten gemacht. Auf meine Nachfrage bei Abu kam nur eine kurze und sehr deutliche Antwort:
Auf nochmalige Nachfrage nach mehr Details, blieb er auch noch recht einsilbig. Mir schien, die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen hat ihn viele Nerven gekostet und er will es einfach vergessen:
Seit dieser schlechten Erfahrung hat er eine eigene Seite eröffnet, auf der er die Anleitungen seiner tollen Automodelle verkauft:Bricksgarage. Peter aus dem Doctor Brick Forum hat einige Modelle schon nachgebaut und ist begeistert:
Alles einfach nur geklaut?
Nach den schlechten Erfahrungsberichten muss ich leider davon ausgehen, dass eine ganze Menge dieser „China-Modelle“ quasi ohne Lizenz oder Erlaubnis produziert wurden. Bitte nicht falsch verstehen, natürlich wird es Ausnahmen geben, wo alles korrekt abgelaufen ist. Auch eigene Ideen setzen die Hersteller aus Fernost zunehmend um. Aber als Kunde, der nicht ständig in allen Foren und auf einschlägigen Seiten unterwegs ist, ist es schlicht unmöglich zu erkennen, welches Modell korrekt oder nicht korrekt lizenziert ist.
Was ist nun mit Sets, die aus „Klonbausteinen“ gebaut wurden und hier in Deutschland verkauft werden? Diese Firmen haben eigene Designer, die hoffentlich sauber für ihre Arbeit entlohnt werden. Auch bei diesen Modellen habe ich Bauchschmerzen! Auf dem Youtube Kanal von Johnny´s World, der ja nun wirklich nicht bekannt dafür, ist reiner LEGO Fan oder gar Fan-Boy zu sein, bin ich auf folgendes interessante Video gestoßen:
Ein wirklich guter Beitrag, sehr sehenswert! Aber hier wird richtig deutlich, das kein normaler Kunde erkennen kann, ob nun ein Set „legal“ ist, oder mit von LEGO geschützten Patentsteinen gebaut wurde. Natürlich versuchen alle Anbieter von solchen zweifelhaften Modellen irgendwie ihre Sets reinzuwaschen, im Falle von BlueBrixx dürfte es noch ein langes gerichtliches Nachspiel haben.
Genau hinsehen ist wichtig
Warum eigentlich ein so langer Artikel über dieses leidige Thema? Nun, ich für meinen Teil finde es einfach nicht gut, wenn Sachen geklaut werden und nichts anderes wird hier betrieben. Es ist nun einmal einfacher, ein fertiges Produkt zu kopieren, als sich etwas Neues auszudenken. Unterhaltet euch einmal auf Ausstellungen mit den AFOL die Ihre MOCs ausstellen, was für eine Arbeit und wie viel Zeit hinter einem schönen LEGO Modell steht. Da ist es mehr als fair, wenn sie dann ein paar Euro für die Bauanleitung oder ihre Idee bekommen. Außerdem wird das Teilen von Anleitungen immer seltener, weil kein MOCer möchte, dass seine Idee dann von Dritten vermarktet wird, ohne das der Ersteller nur einen müden Euro dafür bekommt.
Bei aller berechtigten Kritik an LEGO, zu hohe Preise, schlechte Modelle usw…, auch der dänische Hersteller meiner heiß-geliebten Steine hat mehr Kosten, um ein neues Set zu entwerfen als ein billiger Kopierer. Über das 1:1 Kopieren von alten LEGO Sets der Firma King, vormals Lepin, brauchen wir nicht reden. Die wurden dafür von einem Gericht verurteilt und zwar meiner Meinung nach zurecht.