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Die Geschichte der LEGO Eisenbahn (9) – Das Jahr 1983: Eine erste Zäsur

Inhaltsverzeichnis

Das Jahr 1983 brachte einen tiefen Einschnitt: nicht weniger als sieben Eisenbahn-Sets wurden aus dem Programm genommen, dafür kamen neun Neue hinzu. Allerdings wurde dabei nicht jedes entfallende Set mit einem direkten Nachfolger bedacht, so dass sich das Angebot strukturell spürbar änderte.

Bei den Teilen gab es einen interessanten Neuzugang, nämlich die einteiligen Zugdächer mit einer Grundfläche von 6×6 Noppen. Sie erleichtern die Bespielbarkeit von Loks und Waggons, da sie einfacher entfernt werden können.

Anpassungen bei den Zügen und Lokomotiven

Der Güterzug 7730 wurde durch den konzeptionell ähnlichen 12-Volt-Güterzug 7727 ersetzt: wieder eine Dampflok, wieder drei Güterwagen. Zweifellos ein sehr gelungenes Set, die Notwendigkeit der Ablöse erschließt sich aber nicht unbedingt. Da bereits 1985 die nächste Ablöse anstehen sollte, war 7727 das Zug-Set mit der kürzesten Laufzeit von nur zwei Jahren im Sortiment. Entsprechend selten und gesucht ist es heute. Mit Preisen um 160 DM war es zudem deutlich teurer als sein unmittelbarer Vorgänger.


Stark bereinigt wurde das Angebot der einzelnen Lokomotiven: die drei Sets 7750, 7760 und 7810 entfielen, der gemeinsame Nachfolger war die modern gestaltete große 12-Volt-Diesellok 7755. Zu dieser gibt es nicht allzu viel zu sagen, außer vielleicht dass in der Bauanleitung eines der uninspiriertesten B-Modelle in der Geschichte der Firma Lego gezeigt wurde. Preislich lag es Bereich um 90 DM und somit im Rahmen von 7750.

Viel Bewegung bei den Waggons

Umfangreich waren die Veränderungen bei den Waggons. Der Tankwagen 7816 entfiel ersatzlos, zumindest vorerst. Ebenfalls aus dem Sortiment genommen wurde der Postwagen 7820, dieser erhielt allerdings ein Nachfolgemodell. Insgesamt erschienen drei Neuheiten:

• Der Schlafwagen 7815 war die farblich und thematisch perfekte Ergänzung zum Trans-Europa-Express 7740. Vor allem der Innenausbau mit Waschbecken und zwei klappbaren Betten zeugt von Liebe zum Detail.

• Gleiches gilt für den Postwagen 7819 als Nachfolger von 7820. Neben dem rot-gelben Farbschema stechen vor allem die neuartigen seitlichen Schiebetüren ins Auge. Insgeheim fragt man sich, warum sich Lego seinerzeit so lange Zeit ließ mit diesen Ergänzungen für sein Flaggschiff.
Reizvolle Spielmöglichkeiten eröffnete der Reparaturwagen 7821 mit seiner beweglichen Drehbühne. Auffällig hierbei die vier schwarzen Schrägstützen, die ansonsten fast ausschließlich in Weltraum-Sets Verwendung fanden.

Mehr Gebäude und Beleuchtung

Auch bei den Gebäuden tat sich einiges: eine Ablöse und zwei Neuheiten, so lautet die Bilanz.

Der neue Bahnhof 7824 ersetzte 7822. Größter Vorteil des neuen Gebäudes war zweifelsohne, dass ohne Umbauarbeiten zwei oder noch mehr Parallelgleise vor dem Bahnsteig verlegt werden konnten. Insgesamt fehlt diesem Gebäude aber der Charme seines Vorgängers. Die stromführenden Mittelschienen fehlten erneut, dafür gab es die respektable Anzahl von neun Minifigs.

Der Güterbahnhof 7838 gefiel durch ein modernes Erscheinungsbild. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die bereits erwähnten neuen Elemente – Schiebetüren und Schrägstützen – erneut zum Einsatz kamen. Die Ausstattung wird vervollständigt durch einen Güterwaggon mit roten Kipploren. Deren rote Spezialteile stammen noch vom Anfang der 1970er Jahre, wirken aber keineswegs veraltet. Und obwohl zwei gerade Schienenabschnitte mit dazugehören, fehlen auch hier die stromführenden Leiter.

Highlight des Jahres war zweifelsohne der ferngesteuerte Bahnübergang 7866. Fiel die futuristisch gestaltete Wärterkabine noch recht übersichtlich aus, so lag der Schwerpunkt eindeutig auf der Funktion: die aus den Weichen bekannten Motoren hoben und senkten die Schranken. Neue Bauteile und ein Relais ermöglichten eine realitätsgetreue Blinklichtschaltung mit Andreaskreuzen. Ein echter Hingucker auf jeder Anlage, der folgerichtig bis zur Einstellung des Systems im Programm bleiben sollte. Ein Preis von etwa 100 DM war zwar kein Pappenstiel, angesichts der Technik und der exklusiven Spezialteile aber durchaus akzeptabel.

Nicht vergessen werden darf das Strecken-Beleuchtungsset 7867, welches ohne weitere Fernbedienung direkt an den Transformator angeschlossen wurde. Die Lampensteine konnten natürlich auch zur Beleuchtung von Gebäuden eingesetzt werden.

Schöner wohnen in der Stadt

Die LEGOLAND Stadt wuchs weiter, mit einer modernen Tankstelle 6371 und eine ebenso modernen Polizeistation 6384. Bis heute unübertroffen und immer noch begehrt ist die schicke Villa 6374, hier wurden die Rolltorelemente sehr geschickt als Markise eingesetzt. Insgesamt erinnert nun überhaupt nichts mehr an die 1970er Jahre. Innerhalb von nur wenigen Jahren hatte Lego mit der Minifig das komplette Programm umfassend renoviert und eine Formensprache gefunden, die bis in die späten 1990er Jahre gültig war.


Die nachfolgenden Beiträge zur Geschichte der LEGO Eisenbahn sind eine chronologische Zeitreise durch die Jahre 1978 bis 1991, mit Ausblick in beide Richtungen. Fortsetzung folgt …

Eine Übersicht aller LEGO Eisenbahn Artikel gibt es hier.

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Kommentare

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7 Antworten

  1. Wahnsinn! Vielen Dank für die erinnerungshaften Prospektbilder und OVP’s! Da sieht man auch mal wieder was das damals gekostet hat. 🙂

    0
  2. Super Beitrag! war ne schöne unbeschwerte LegoZeit;)
    Ein Monorailset CreatorExpert wäre mal an der Zeit.

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  3. Hab zwar mit der Eisenbahn nichts am Hut, aber mir gefallen auch die alten Katalog-/Prospektausschnitte super – DANKE! bitte mehr davon!

    0
  4. Eine schöne, lesenswerte Artikelserie. Vielen Dank, Krischan.

    Auffallend war bei Lego Stadt, daß 1983 die Autos nun geschlossene
    Dächer hatten, die aufgeklappt werden konnten.

    Die Autos wurden innerhalb weniger Jahre weiterentwickelt.
    Zunächst als kompaktes Modell ohne Innenraum, dann konnte
    man endlich Minifiguren hineinsetzen und 1983 dann mit voll
    überdachtem Innenraum.

    Die Villa hatte ich damals auch.

    Diese Roll-Jalousien waren ein faszinierendes Gimmick – auch bei der Polizeistation und
    der Feuerwache.

    Im Übrigen waren seinerzeit Postämter im Stadtbild von Lego gang und gäbe.

    Seit 30 (!) Jahren hat Lego (außer dem Weihnachtspostamt 10222) keine
    Postfiliale mehr für die Stadt herausgebracht.

    Warum eigentlich?

    0
    1. Ach so, bei der Villa gab’s als neues Element einen
      Minifigurenkopf als Klarsichtteil.

      Für die Lampe. War wirklich auffällig.

      0
  5. Danke für diese schönen Erinnerungen.

    Bei uns gab es dieses Jahr Weihnachten den 7822, weil für mich einfach kein Bahnhof mehr an diese dran kam, wenn man die Brücke einmal als Kind gesehen hat, bleibt sie für immer Kopf 😉

    Dazu: “Der neue Bahnhof 7824 ersetzte 7822. Größter Vorteil des neuen Gebäudes war zweifelsohne, dass ohne Umbauarbeiten zwei oder noch mehr Parallelgleise vor dem Bahnsteig verlegt werden konnten. ”
    Da finde ich den 7822 eigentlich sogar stärker, wir setzen den auf eine 48er Baseplate, dann mit den Platten unterhalb beide Bahnsteige verlängern (irgendwie sind die sonst bei Lego immer schon bei zwei Wagon zu kurz) und auf der Seite ein zweites Gleis verlegen (bei Verbreiterung der Brücke sogar drei). So fährt der 2022er 60337 jetzt sehr komfortabel in einen 1980er Bahnhof ein und wartet auf weitere Züge 😉

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